Die Fränkische Schweiz ist die Gegend zwischen Nürnberg, Bamberg und Bayreuth. Mit ihren Hügeln, Höhlen, Burgen, Flüßchen und Brauereien eignet sie sich hervorragend für Ausflüge und Wanderungen. Daher ist es kein Wunder, daß „die Fränkische“, wie sie kurz genannt wird, unsere Altvorderen schon um 1900 lockte.
Neben der eigentlichen Exkneipe auf dem Rathsberg entwickelte sich ibs. die „Schottersmühle“ im hinteren Wiesenttal ab etwa 1900 zu einer Art zweiten Exkneipe. Und schon 1911 erwähnt die siebente Auflage des „Führer durch die fränkische Schweiz und ihre Vorberge“ von Ludwig Göhring, erschienen in Th. Blaesings Universitäts-Buchhandlung in Erlangen, auf Seite 42, dass die Schottersmühle das „Standquartier des Erlanger Studentengesangvereins“ (so unser damaliger Name) sei. (Die zehnte Auflage aus dem Jahr 1927, diesmal bei Palm & Enke erschienen, vollzieht auf Seite 91 zwar die Namensänderung der Verbindung vom 6. November 1923 in „‚Fridericiana‘ – Sängerverbindung im SV“ nach, allerdings fälschlich als „Friedericus“.)
Die Schottersmühle, eine Mahlmühle mit Gasthaus, wurde (laut www.schottersmuehle.de) im Jahr 1367 erstmals erwähnt. Am 21. Oktober 1781 kaufte sie ein aus der Schweiz stammender Johann Bergeat, wohl „Berschah“ ausgesprochen. (Sein Sohn Christoph, geb. 1821, wurde ein reicher Porzellanvergolder, der in Passau die „Villa Bergeat“ erbauen ließ, so dass in dieser Ecke einige Informationen über die Mühle zu finden sind.) Die Wirtsfamilie Bergeat taucht auf Postkarten und Gästebucheinträgen im Umfeld der Fridericiana Erlangen immer wieder auf, z. B. im Wintersemester 1938/39. Später nahm die Familie den geläufigeren Namen Schäfer an. Etwa in den 1970er Jahren verkaufte ein Helmut Schäfer das Anwesen in Einzelteilen (Mühle, Wiese, Jagdrecht, Fischrecht, ...).
Die Fridericen jedenfalls besuchten die Schottersmühle im Sommer mit dem Zug, dem Fahrrad und zu Fuß. Jahrzehntelang ging man am Freitag des Sonnwendwochenendes vom Verbindungshaus in Erlangen los, übernachtete in der Scheune der Witwe Windisch bei Streitberg und erreichte am Samstag die Mühle, neben der ein Feuer entzündet wurde und wo man eine weitere Nacht verbrachte.
Es gibt Details zu einigen „alten“ Semestern, nämlich zum Wintersemester 1938/39, Sommersemester 1936, Sommersemester 1933, Sommersemester 1932, Sommersemester 1929, Sommersemester 1927, Wintersemester 1926/27, Sommersemester 1926, Sommersemester 1925, Sommersemester 1924, Sommersemester 1922 und Sommersemester 1909.
Inzwischen wird der Startort nach übernachtungstechnischen Gesichtspunkten irgendwo in der Fränkischen Schweiz festgelegt, und höchstens noch ein paar Aktive schlagen sich in einen Heustadel – die Alten Herren übernachten im vorher reservierten Gasthof. Die vielen gemeinsamen Stunden des Wanderns und Sitzens, Trinkens und Schwitzens stärken den verbindungsinternen Zusammenhalt zwischen Aktiven und Alten Herren mehr als viele andere Veranstaltungen.
Wegen der Unsicherheiten aufgrund zahlreicher Pächterwechsel in den 1980er Jahren wurde die Schottersmühle zwischen etwa 1985 und 2013 nur noch als letzte Station vor dem neuen Ziel Engelhardsberg gestreift, wo man sich im Gasthaus Sebald traf, aß und eine Exkneipe feierte; das Sonnwendfeuer fand anschließend auf einer nahegelegenen Wiese statt. 2014 machte das Gasthaus Sebald zu unserem großen Bedauern zu, waren wir doch mit der Wirtin, der Bedienung, dem Essen und all den eingespielten Abläufen immer sehr zufrieden gewesen.
Von 2014 bis 2019 war die Endstation wieder die Schottersmühle; die dortigen Verhältnisse waren stabil, die Wirtsleute umgänglich und das Essen gut.
Als der Betrieb in der Schottersmühle im Herbst 2019 eingestellt wurde, war guter Rat teuer: Die neue Endstation sollte in derselben Gegend liegen, weil's dort einfach schön ist und weil wir gelegentlich weiterhin bei „unserer“ Mühle vorbeigehen wollen. Die Verhältnisse sollten zukunftssicher sein, um langfristig dasselbe Quartier ansteuern zu können. Ein Feuerplatz und -holz waren uns sehr wichtig, weil ein Feuer einfach dazugehört. Eine Übernachtungsmöglichkeit gilt uns als wünschenswert, damit die Veranstaltung ruhig ausklingen kann. Die Wahl fiel schließlich auf das Gasthaus Roppelt in Morschreuth. 2020 ging's dort los, und es ging so gut los, wie es in Corona-Zeiten halt laufen kann …
Während man am Freitag auf einer vorher ausgekundschafteten Strecke zusammen geht, ist es am Samstag üblich, daß sich einzelne Gruppen nach Lauffreudigkeit und Interesse zusammenfinden. Die unten angegebenen Routen sind jeweils die vom Verfasser dieser Zeilen gewählten.
Seit 2000 geht eine Gruppe schon am Donnerstag los, um einen Tag zum Warmlaufen zu haben („Bonustag“). Zu dieser Gruppe stoßen dann am Freitag die „normalen“ Wanderer. Seit 2011 geht eine kleine Gruppe schon am Mittwochnachmittag los, um einen weiteren halben Tag zum Warmlaufen zu haben („Extrabonustag“).
Seit Urzeiten gehört es zum Wissensschatz der Schottersmühlwanderer, daß es katholische und evangelische Bratwürste gibt. Eine entsprechende Bemerkung im Bericht über die Wanderung im Sommersemester 2003 griff der Autor Heinrich Höllerl auf und zitierte sie an prominenter Stelle in seinem Werk „Die Bratwurst ist eine Fränkin“ (Echter-Verlag, Würzburg, 2004).
Zum Start der Karpfenzeit im Spätsommer 2005 warb das Gasthaus Kammerer in Pautzfeld (zwischen dem katholischen Bamberg und dem evangelischen Forchheim gelegen) damit, daß man katholische (in Semmelbröseln panierte) und evangelische (in Mehl panierte) Karpfen anbiete. Ob es sich hier um einen Werbespaß handelt und ob diese Einteilung gegebenenfalls ähnlich scharf ist wie die bei den Bratwürsten, entzieht sich meiner Kenntnis; wir sind immer in der karpfenfreien Zeit unterwegs.
Als wirklicher Liebhaber darf ich mir ein paar Witze über die Fränkische Schweiz erlauben.
Aber das sind nur Witze, die höchstens früher einmal ihre Berechtigung hatten.
Der Wanderer R. M. trug seine Hose traditionell auf
Halbmast, was zur damaligen Zeit (Sommer 1992) noch
keine Modeerscheinung bei Kindern und Jugendlichen
war, sondern aus geometrischen Gegebenheiten folgte.
Als R. M. sich nun zum Ende der Wanderung im
Wirtsgarten in Engelhardsberg auf die Bank setzte,
tat sich ein regelrechter Einfülltrichter auf, den
Wanderer H. G. mit einem verbliebenen Bierrest befüllte.
Rachelustig verfolgte das Opfer, das eigene Bierglas
in der Hand, den Täter zweimal durch das gesamte Lokal,
so das sich H. G. gezwungen sah, sogar aus dem Ort
hinauszulaufen, immer verfolgt von R. M. Schließlich
blieben beide erschöpft stehen. Man wollte in die
Wirtschaft zurückkehren, als R. M. aus der Drehung
heraus stolperte, mit der Hand ins Bierglas stürzte und
sich dabei den Handballen aufschnitt.
Zurück im Lokal wurde zunächst die Wunde gesäubert. Ein
Helfer, Reinhard St., suchte nach einem der mitwandernden Ärzte.
Ein niedergelassener Facharzt, Dr. med. Klaus G., verwies auf den
anwesenden Klinikleiter Prof. Dr. med. Herwig E. und sagte:
„Solang' der Herr Professor da ist, mach' ich nix.“ Schließlich
war die Wunde provisorisch versorgt, und man konnte ins
Krankenhaus nach Ebermannstadt zum Nähen fahren.
Der leidende R. M. hätte gern eine lokale Betäubung
gehabt, aber das Krankenhauspersonal verweigerte sie mit
Blick auf die vermuteten aktuellen Blutwerte.
Nach der Behandlung ging es zurück nach Engelhardsberg,
wo man sich schon in die Stube zum Singen verzogen
hatte. Entweder war es die schlechte Luft oder die
überstandene Aufregung oder das gleich bestellte frische
Bier, jedenfalls legte sich R. M. nach kurzer Zeit
schwer atmend auf die Bank. Die hohe Corona sang, ein
Medizinstudent sah sich den Vorfall an, aber die
Wirtsleute waren wegen der vermeintlichen Herzlosigkeit
der Anwesenden entsetzt und holten den Notarzt.
Dieser traf nach kurzer Zeit ein, verabreichte ein
Stärkungspräparat und fuhr den Patienten mit einer
Begleitperson nach Erlangen. Aufs Verbindungshaus. Und
als später der Rest der Mannschaft dort ankam, saß R. M.
fröhlich im Kneipsaal beim dort schon wieder dritten Bier.
So war das. Und der es aufgeschrieben, muß es wissen, weil er selber dabei war.
Nach einigen Jahren als Gast bekam der Altherrensohn Uli H. bei der Exkneipe am 20. Juni 2015 von Christoph M. und Horst G. folgende Fragen vorgelegt, an deren Erstellung auch Steffen G. beteiligt war:
Uli H. wurde daher zum „offiziellen Schottersmühlwanderer“ ernannt.
1943 – und das dürfte auch den Stil erklären – dichtete Bbr. Eduard Herold (damals übrigens ein bekannter Jean-Paul-Spezialist):
Wo aus grauer Ackerkrume
leuchtet blau die Osterblume,
wo verborgen blüht die Mistel,
stolz auf Höh'n die Silberdistel,
wo der Täler Villenflimmer
und der Hänge Blütenschimmer
turmgleich krönt der Dolomit,
Jura-Land. — Wer wandert mit?Wo im Lenz in Sturmestosen
Nebelfrauen Wipfel kosen,
wo von alter Zeit erzählen
Frankengrab und Wendenhöhlen,
wo die heilge Vätererde
stapft mit trutziger Gebärde
starker Bauer Ackerschritt,
Jura-Land. — Wer werket mit?Jura-Land, du Reich der Lieder,
Land der Menschen treu und bieder,
Land der Burgen und Kapellen,
Reich der Flüsse, Hort der Quellen,
wenn der Herbst in goldner Pracht
rings aus tausend Buchen lacht,
dankbar preisen deinen Reiz
deine Söhne, „Fränksche Schweiz“.
Armin W. aus Erlangen beklagt, daß Viktor von Scheffels „Frankenlied“ ein kitschig-sentimentales Landschaftsbild zeichne, das – abgesehen von Ortsnamen und Personen – auf viele Gegenden in Deutschland passe.
Er schreibt: „Es gibbd eem blous aa „Nationalhymne aller Franken“, und des is immä nu dä 'Maurä Märdl' ('Maurer Martin'), des aanziche Liid, des di fränkische Seel werkli driffd! Merkd eich des endli!“
Iich bin vo Hilbolschdaa
deäa Maurä Märdl,
iich drooch kan Huusädreechä ned,
iich drooch än Gärdl,
iich mooch kan Uufäkniidlä ned,
iich mooch än Schadd,
heid gemmä widdä goar ned hamm,
di Alde wadd.
Heid gemmä widdä goar ned hamm,
di Alde wadd,
iich mooch kan Uufäkniidlä ned,
iich mooch än Schadd,
iich drooch kan Huusädreechä ned,
iich drooch än Gärdl,
iich bin vo Hilbolschdaa
deäa Maurä Märdl.
Und hier gibt's die Melodie als MIDI-Datei (0,0006 MB) und als PDF-Datei (0,008 MB).
Horst G.