Hier erfahren Sie Allgemeines zu den Schottersmühlwanderungen.
Am Donnerstag, dem 16. Juni 2005, strömte es nur so (aus München, Erlangen, Pegnitz, Schwabach, Schneverdingen und Rotenburg) nach Hersbruck in ein ehemaliges Brauereianwesen am Untermühlweg. Man traf sich zu einem gepflegten Frühschoppen mit evangelischen Bratwürsten und Hersbrucker Dampfbier. Mei, wa des guad!
Aus streckentechnischen Gesichtspunkten sollte die Wanderung erst in Neuhaus/Pegnitz losgehen, daher brachen wir bald zum Hersbrucker Bahnhof auf. Auf dem Weg dorthin zeigte sich wieder, daß Hersbruck neben dem Zölchschen Anwesen auch noch einiges andere Sehenswerte und viel Gastronomie zu bieten hat, aber wir hielten uns nicht auf.
In Neuhaus betraten wir gleich hinter dem Bahnhof Schottersmühlneuland, als wir steil den Berg hinauf ...
... und auf einem kleinen Feldweg nach Pfaffenhofen gingen. Dort wären wir gern eingekehrt, aber das Gasthaus hatte Ruhetag. So führte uns ein wunderschöner Weg durch das „Kupfertal“ (das nach Auskunft eines Mineralogieprofessor sicherlich nichts mit Kupfervorkommen zu tun hat).
Hier muß nun ein Wort zu den Wanderkarten aus den verschiedenen Verlagen
gesagt werden. Die Kompaß-Karte „Fränkische Schweiz“ im
Maßstab 1:50.000 gilt uns Fridericen als wenig detailliert. Ein dem
Verfasser dieser Zeilen persönlich bekannter Besitzer dieser Karte
schämt sich ihrer daher so, daß er sie lieber gleich im Rucksack
beläßt.
Bevorzugt wird allgemein die Wanderkarte 53 aus dem Fritsch-Verlag (ebenfalls
im Maßstab 1:50.000), die auch die Offizielle Wanderkarte des
Fränkische-Schweiz-Vereins und des Fränkische-Alb-Vereins ist. Bei
einem Vergleich der Auflagen zeigte sich, dass fast jeder von uns die
12. Auflage hatte, egal ob er sie nun 1998 erstanden hatte oder 2005.
Lieber Fritsch-Verlag, wir wünschen uns eine neue Auflage! Bei dieser
Gelegenheit könnte man den Übergang vom Kupfertal zum Wanderweg
„gelbes Dreieck“ überarbeiten. Da hat etwas nicht gestimmt. Und
der Sportplatz in der Nähe ist auch noch nicht eingezeichnet.
Auf meine diesbezügliche Mail an den Verlag antwortete Carsten Fritsch am
14. Juli 2005, daß der Fränkische-Schweiz-Verein im
kommenden Herbst/Frühjahr das Wanderwegenetz komplett umarbeiten und neu
markieren wolle; die nächste Auflage sei daher für den Sommer 2006
geplant.
Vor kurzem erst hat der Verlag Appelt aus Gundelsheim bei Bamberg eine
Wanderkarte im Maßstab 1:35.000 auf den Markt gebracht, die ein besonders
feines und übersichtliches Kartenbild bietet. Längere Erfahrungen mit
dem Appelt-Verlag liegen mir noch nicht vor.
Nachtrag September 2008: Der
Fritsch-Landkartenverlag
hat mir wegen meiner gegebenen Hinweise ein unverlangtes Freiexemplar der
kürzlich erschienenen 13. Auflage zukommen lassen. Im Vergleich mit
der vorigen Auflage zeigt sich, dass Erhebliches geleistet wurde: Die Karte
enthält jetzt einige zwischenzeitlich hinzugekommene Neubaugebiete, neu
angelegte Wege wurden aufgenommen, veränderte Wegführungen nachgezogen.
(Es kommt gelegentlich vor, dass Landwirte einen Wanderweg absichtlich
unpassierbar machen.) Insgesamt dürften in die Neuauflage mehrere hundert
neue Informationen eingeflossen sein. Respekt! Außerdem gibt es jetzt ein
UTM-Gitternetz, das die Orientierung mit GPS-Empfängern erleichtern soll.
Ausprobieren werden wir die neue Karte erst nächstes Jahr.
Irgendwie fanden wir aber doch den Weg nach Gerhelm. (Daß sich dort seit einigen Jahren eine sehr ausgedehnte Golfanlage befindet, entnimmt man der 12. Auflage der Wanderkarte aus dem Fritsch-Verlag ebenfalls nicht.) Inzwischen hatten sich ein mordsmäßiger Durst und Hunger angesammelt, so daß es sich ganz gut traf, daß das Lokal in Gerhelm, das offensichtlich hauptsächlich von den Golfern lebt, offen hatte.
Wurde dieser Abort am Wanderweg gleich nach der Golfanlage extra für kleinblasige Wanderer aufgestellt oder handelt es sich doch um eine illegale Müllentsorgung?
Die Kneipe in Wallsdorf steht seit einigen Monaten zum Verkauf, so daß wir unverrichteter Dinge weiterzogen, hinter uns die Halbruine Hohenstaufenburg bei Hohenstein und vor uns die Aussicht auf eine Erfrischung im Osternoher Ortsteil Schloßberg.
Ein ganz durstiger Wanderer, Steffen G. aus P., bestellte sich Spezi und Bier gleich zusammen - den Spezi gegen den ersten Durst und das Bier gegen den zu erwartenden zweiten.
Der Goldene Stern in Osternohe hat am Donnerstag zwar Ruhetag, aber für eine hungrige und durstige Wandererschar, die noch dazu übernachten will, macht man schon eine Ausnahme. Die Bewirtung war gut (besonders empfehlenswert: die Bratkartoffeln), der Service freundlich, unkompliziert und flexibel, die Zimmer ordentlich (aber etwas teuer), der Schnaps sehr gut, die Stimmung noch besser, so daß wir uns sehr wohlfühlten. Es trafen noch zwei Wanderer aus München ein, der eine davon kam sogar geradewegs aus Barcelona. Es wurde spät, der Wirt ging zu Bett und sagte noch, wo wir absperren sollten.
Die normale Wanderung sollte am Freitag, dem 17. Juni 2005 um 9 Uhr c. t. am Bahnhof von Simmelsdorf losgehen. Für die Dreitageswanderer bedeutete das, früh aufzustehen. Zum Frühstück gab es auf unseren besonderen Wunsch „Weiße Würste“. Die Strecke nach Simmelsdorf führte über den Hienberg. Die Fritsch-Karte war richtig, aber wir trauten ihr nicht mehr so recht. Jedenfalls ging's mal 200 m durchs Gestrüpp.
Als wir Simmelsdorf erreichten, fuhr gerade der Zug, der weitere Mitwanderer gebracht hatte, wieder weg, so daß wir gefahrlos die Abkürzung auf den Gleisen nehmen konnten.
Am Bahnhof von Simmelsdorf gab es natürlich ein großes Hallo bei der Begrüßung. Der Weg (Markierung „gelber Strich“) führte uns steil hinauf zum Ortsteil Bühl, erlaubte uns aber, die gewonnene Höhe bis Winterstein zu halten. Eigentlich war ja geplant, dort nur eine kleine Erfrischung einzunehmen, aber der Schlachtschüssel (oder der Bedienung?) konnten doch einige nicht widerstehen. Anschließend führte ein Waldweg nach Hiltpoltstein, wo im Goldenen Roß die fränkische Küche mit der thüringer eine fruchtbare Verbindung eingegangen ist.
Die Fränkische Schweiz ist von einem dichten Netz von Wanderwegen durchzogen. So hätte es ab Hiltpoltstein die Möglichkeit gegeben, in nur 5,5 km Entfernung zum Etappenziel Obertrubach zu gehen. Das war aber doch keinem weit genug, und so gingen dann auch alle über die romantisch gelegene Spiesmühle.
Hier muß nun ein Wort über Regenwahrscheinlichkeit und Wettervorhersage im allgemeinen gesagt werden. Wenn das Bayerische Fernsehen am Vorabend den Wechsel von Sonne und Wolken ankündigt und andere Quellen 5 % Regenwahrscheinlichkeit angeben, dann mag das für Erlangen, Nürnberg und Fürth (seit neuestem übrigens Universitätsstadt) gelten, aber in der Fränkischen kann's trotzdem regnen!
Bei der Spiesmühle trennten sich die Wege wieder einmal, aber das ist ja gerade das Schöne an der großen Anzahl an Wegen und Vorlieben. Etliche Bundesbrüder gingen direkt ins Trubachtal hinunter, andere nahmen noch die allseits bekannte und beliebte Brauerei Hofmann in Hohenschärz mit. Aber schon in Untertrubach traf man sich bei der Wirtschaft wieder, und die Wandergruppen setzten sich aufs Neue anders zusammen.
Ab Untertrubach kann man auf einem Weg neben der Straße nach Obertrubach gehen oder auf einem Weg durch den Wald, der sich immer wieder nach oben und unten bewegt. Die Sorge, daß es bald wieder zu regnen anfangen würde, stellte sich als nur zu berechtigt heraus, aber es war ja nicht mehr weit.
Die Alte Post in Obertrubach stellte sich als recht gepflegt mit schönen Zimmern und noch angemessenen Preisen heraus. Abends vergrößerte sich die Gruppe schließlich auf etwa 20 Personen, so daß die Bedienung ziemlich gefordert war. Der Abend verging beim Kartenspiel und etlichen Kaltgetränken sehr schnell, so daß nach Mitternacht noch eine ganze Reihe von Bundesbrüdern dem Geburtstagskind gratulieren konnten.
Der Samstag ist immer der Tag für diejenigen Berufstätigen (und die fleißigen Studenten), die sich an den Vortagen nicht freinehmen konnten. Nun waren in diesem Jahr an den Vortagen schon so viele Wanderer in die Fränkische hinausgefahren, daß nur noch eine Handvoll nachkamen.
Obwohl die Wege am Samstag nach Belieben ausgewählt werden, schlugen doch die meisten Wanderer den Weg nach Bärnfels ein, ...
... wo es auf der auf der windigen Nordseite gelegenen Terrasse der Wirtschaft nach dem regnerischen Vorabend so kühl war, daß noch gar kein rechter Durst aufkommen mochte. Aber auf den nächsten Kilometern wurde uns dann so warm, daß es der Wirt in Allersdorf für angeraten hielt, uns das Bier gleich in Kästen direkt auf den Tisch zu stellen.
Durch unterschiedlich stark ausgeprägtes Sitzfleisch, verschiedenes Gehtempo und ungleichmäßig starke Risikobereitschaft zum Benutzen von „Abkürzungen“ zog sich das Feld soweit auseinander, daß die ersten Wanderer das Gasthaus in Türkelstein schon verlassen hatten, als die letzten ankamen.
Ab Türkelstein gab es eine Fraktion, die über Leutzdorf, die Sachsenmühle und Moritz nach Engelhardsberg ging (entweder direkt oder nach vorherigem Abstecher zur Schottersmühle). Die Bedienung in Leutzdorf antwortete auf die Frage, warum es denn hier, in dieser evangelischen Gegend, katholische Bratwürste gebe (in Türkelstein waren es auch evangelische): „Unsa Medzga is hald kaddolisch.“
Andere gingen nach Türkelstein über Etzdorf und die „Nürnberger Kapelle“ ...
... zur Touristenhochburg (ist aber auch wirklich schön) Gößweinstein hinunter, um die inzwischen vom Baugerüst weitgehend befreite Basilika in neuer Pracht zu bestaunen und anschließend im Wirtsgarten nebenan einzukehren. Man nahm Erdbeerkuchen mit Schwarzbier.
Und wieder gab es Trennungschmerz ;-) Einige wollten das Wiesenttal zur Schottersmühle hinter gehen. Andere stiegen zur Stempfermühle hinunter und mieteten sich spontan Boote.
Die Wiesent beschreibt nordwestlich von Gößweinstein eine große Schleife. Im Lauf der Jahrtausende hat sie sich so tief eingegraben, daß die Ebene um Engelhardsberg und Moritz nur mühsam zu ersteigen ist und auch heute nur eine einzige Straße das Gebiet erschließt. Wir hatten jedenfalls einige Höhenlinien zu queren, aber die sich anschließende ruhige Feierabendstimmung ohne Verkehr und ohne andere Wanderergruppen in der Hochebene bei klarstem Himmel gehört zu den schönsten Schottersmühlerlebnissen des Unterzeichneten überhaupt. Der sowieso schon postkartengeeignete Blick hinüber zur Basilika und zur Burgruine von Gößweinstein wurde durch das Abendläuten geradezu ergreifend.
Anschließend stiegen wir auf den Pfaffenstein und genossen eine phantastische Aussicht.
Danach gingen wir durch Moritz und nutzten endlich die Gelegenheit, auf den Adlerstein direkt bei Engelhardsberg zu steigen. Viktor von Scheffel soll Mitte des 19. Jh. gedichtet haben:
Zum schwindelhohen Adlerstein
versuch' ich früh ein Klettern,
schau' rundum ins Gebirg hinein
und lass' die Laute schmettern.
Frühnebel spielt, vom Wind gefacht,
um Felsen grobgestaltig.
O Hochland, wilde Hochlandpracht,
o Täler grün und waldig.
Wenn auch der Adlerstein heute über eine Leiter erschlossen ist, wir keine Laute dabei hatten und der Frühnebel schon etwa 14 Stunden weg war: die Aussicht (Panoramabild mit 1,3 MB am besten herunterladen und mit eigenem Bildbetrachtungsprogramm anschauen) und die Stimmung waren überwältigend!
Schließlich erreichten wir das Gasthaus Sebald in Engelhardsberg, wo wir zu Abend aßen. Die verschieden langen Routen und die schon erwähnten unterschiedlichen Verweildauern in den Wirtschaften sowie die verschiedenen Gehgeschwindigkeiten hatten zur Folge, daß eine ganze Reihe von Wanderern schon zwei Stunden zuvor angekommen waren, daß es aber auch zwei Wanderer gab, die schon verloren geglaubt waren, eine weitere Stunde später aber doch noch eintrafen (ein ehemaliger Vorsitzender Richter am OLG Bamberg und ein Mineralogieprofessor i. R.).
Die Bestellung eines Beilagensalates mit einem Obstler durch einen Frauenarzt schien die Bedienung nicht weiter zu überraschen; man ist einiges gewohnt! Für unsere nächste Wanderung durch die Fränkische Schweiz gibt es bereits einige Ideen, die anhand der (Fritsch-)Karte diskutiert wurden. Danach sammelte man sich in der Gaststube zu einer Exkneipe, bei der auch das Lied vom „Zwerg Perkeo“ angestimmt wurde.
Schade, daß Unterzeichneter den besonders schönen Augenblick des langsamen Aufflammens des Holzstapels am Feuerplatz nicht miterleben durfte, weil das Feuer bereits entzündet worden war.
Das Feuer ist der große letzte Treffpunkt jeder Wanderung. Auch die Fahrer(innen) kommen dazu, man läßt das Erlebte Revue passieren, ist ein wenig wehmütig, weil's vorbei ist („Schee war's!“), ist ein wenig froh, weil's vorbei ist („Meine Knöchel!“) und freut sich schon auf die nächste Schottersmühle.
Eine ganze Reihe von Bildern sind auf der Bilderseite zu finden. Und in dieser komprimierten Audiodatei (ca. 530 kB) hören Sie uns ein paar Strophen des Frankenlieds singen.
Horst G.