Premiere am 2. Juni 2013 um 11 s.t. im Kulturforum Logenhaus, Universitätsstraße 25. Weitere Aufführungen am 7., 8. und 9. Juni 2013 in unserem Saal in der Glückstraße 3 in Erlangen.
Der Hochmut eines traditionsreichen, aber verarmten Adelsgeschlechts, die unerhörte Beziehung deren Tochter mit einem Mitglied des neuen Adels und eine listige Intrige bilden die Ausgangslage für Ludvig Holbergs Komödie „Don Ranudo de Colibrados oder Armuth und Hoffart“. Obwohl der Dichter die erste Fassung bereits 1723 verfasst hatte, veröffentlichte er das Stück erst mehr als 20 Jahre später. In Dänemark wimmelte es damals von heruntergekommenen Edelleuten, die sich trotz finanzieller Nöte viel auf ihr blaues Blut einbildeten. Wer es wagte, sich über sie lustig zu machen, musste mit dem Gegenwind von einflussreichen Gönnern rechnen. Holberg verlagerte daher die Handlung nach Spanien, das zu dieser Zeit als Mutterland der höfischen Rang- und Titelsucht galt. Der Spott über die verblendeten Figuren wird den Zeitgenossen dennoch nicht entgangen sein und besitzt auch heute noch Aktualität. Bereits der Titel der Komödie ist ein Hinweis auf den satirischen Charakter: „Don Ranudo“ ist ein Anagramm von „O Du Narr“ und „Colibrados“ könnte einer Anekdote nach auf einen geadelten Koch, einen „Herrn von Kohl und Braten“, zurückzuführen sein.
Johann Pfeiffer
Don Ranudo de Colibrados | Julian Schuppe |
Donna Olympia | Carolin Strobl |
Donna Maria | Martina Remann |
Donna Eugenia | Corinna Pfarr |
Don Gonzalo de las Minas | Marten Wehrhahn |
Donna Isabella | Felicitas Sieweck |
Pedro | Ulrike Drechsler |
Leonora | Ruth Kimmich |
Ein Bauer | Marten Wehrhahn |
Ein Gerichtsdiener | Corinna Pfarr |
Ein Notarius | Corinna Pfarr |
Inszenierung | Tanja Hackenberg |
Soufflage | Katja Steinki |
Dramaturgie | Johann Pfeiffer |
Beleuchtung | Ralf Engelbrecht |
Maske | Miriam Schuppert Nadja Färber |
Entwurf Bühnenmalerei | Daniela Tränkler |
Bühnenbau | Julian Schuppe |
Theaterwart | Moritz Helgath |
Die Erlanger Nachrichten brachten am 3. Juni 2013 im Lokalteil diese Kritik:
Erlangen – Barocke Ränkespiele und viel Humor: Zum Abschluss ihres 134. Stiftungsfestes präsentierte die AMV Fridericiana im Erlanger Logenhaus das Theaterstück „Don Ranudo de Colibrados“ aus der Feder Ludvig Holbergs – eine launige Kostümrevue voll bissiger Ironie.
Es ist das Wesen akademisch-musikalischer Verbindungen wie der Fridericiana, dass hier meist(*) keine Mensuren geschlagen, aber dafür die Künste intensiv gepflegt werden. Statt auf dem Paukboden trifft man sich auf Konzertpodien und Bühnenbrettern – und realisiert Aufführungen wie jene zum Stiftungsfest, die sich sehen lassen können.
Was Tanja Hackenberg mit dem „AMVi-Theater“ realisiert hatte, war temporeich, bissig, lebte von boshaften Seitenhieben und behutsamen Aktualisierungen – und behielt dennoch den typischen Charme einer barocken Komödie mit den zugehörigen Irrungen und Wirrungen. Eine Adelsfamilie ist so arm, dass sie kurz vor dem Verhungern steht, aber zu stolz, um dem steinreichen Verehrer der Tochter diese zur Frau zu geben – Stoff für Situationskomik und eine Menge Gags.
Ernsthafter gaben sich bei der gestrigen Matinee der AMV-Chor und das Männerensemble „Acapella“ mit feinen Sätzen zwischen Musica Nova und Ohrwurm-Pop. Traditionspflege, die Laune macht.
hvd
(*) Anmerkung des Webmasters: Die letzte Mensur der AMV Fridericiana Erlangen fand am 10. Juni 1936 statt.