Es wurde Die Schule der Diktatoren von Erich Kästner gegeben. Die Komödie aus dem Jahr 1957 zeigt vier politische Drahtzieher, die einen Diktator steuern. Für den Fall, dass dieser nicht mehr spurt oder einem Attentat zum Opfer fällt, haben sie eine Schule der Diktatoren gegründet, in der sie Diktatoren gleich auf Vorrat drillen. Alle Schüler sehen gleich aus, haben die gleiche Mimik und die gleiche Sprechweise. Es gibt aber einen getarnten Freiheitskämpfer unter den Zöglingen, der eines Tages an die Reihe kommt …
Erich Kästner (* 23. Februar 1899 in Dresden; + 29. Juli 1974 in München) war ein deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und Kabarettist, der breiten Kreisen der deutschen Bevölkerung vor allem wegen seiner humorvollen, scharfsinnigen Kinderbücher und seiner humoristischen bis zeitkritischen Gedichte bekannt ist. (Quelle: Wikipedia)
Doris | Alexandra Freidl |
Der Premier | Christian von Normann |
Ein Hausierer | Christian Wetzel |
Der Professor | Christian Wetzel |
Der Nuntius | Christoph Merklein |
Ein Buchhalter | Christoph Merklein |
Ein Matrose | Clemens Heydenreich |
Der Inspektor | Frank Farnschläder |
Der Kriegsminister | Geedo Paprotta |
Der Vierte | Frank Farnschläder |
Der Fünfte | Clemens Heydenreich |
Der Sechste | Torsten Seeger |
Der Siebente | Kai S. Guenzel |
Der Achte | Simon Amesöder |
Der Neunte | Hannes Egger |
Eine Wache | Hannes Egger |
Der Major | Heiko Knoll |
Der Stadtkommandant | Markus Ambrosy |
Stella | Nicole Schymiczek |
Der Leibarzt | Ralph Utz |
Eine Witwe | Shadi Nouyan |
Der Doyen | Simon Amesöder |
Ein Arbeiter | Stefan Mayer |
Der Präsident | Torsten Seeger |
Frau des Präsidenten | Ute Kaufmann |
Tochter des Präsidenten | Dagmar Stötzer |
Pauline | Ute Kaufmann |
Theaterwart | Matthias Knoll |
Regie | Carina Drews |
Regiehospitanz | Kai S. Guenzel |
Souffleuse | Michaela Bokholt |
Technik, Bühne, etc. | Andreas Brostmeyer Carsten Bokholt Michaela Bokholt Kai S. Guenzel |
Am 27. Juli 1994 schrieben die Erlanger Nachrichten:
Die Idee hat etwas Tröstliches. Wo alles austauschbar, marionettenhaft zu sein scheint, Menschen kein eigenes Gesicht, geschweige eine eigene Meinung, besitzen, lohnt es sich, auf Vorrat zu produzieren. So kommt man nicht in die Verlegenheit einer quälenden Nachfolgekür, falls es einmal Ausfälle geben sollte. Gleich mehrere Kandidaten stehen Gewehr bei Fuß, um die bedauerliche Lücke zu schließen.
Erich Kästner spielte diesen Gedanken mit einem sehr einleuchtenden Beispiel durch. In seiner „Schule der Diktatoren“ lernt sich ganz einfach, wie man sich mit populistischen, emotional aufgeheizten Phrasen an der Spitze des Staates halten kann.
Der Moralsatiriker entlarvt die mechanistischen Attitüden und Spruchblasen von Staatsoberhäuptern als Produkte einer durchtriebenen Clique im Hintergrund. Das Volk will es ja nicht anders und bekommt, wonach es verlangt: einheitlich geklonte Präsidenten, die entsprechend medizinisch vorbehandelt, gestanzte Rundfunkansprachen und wohlfeile Reden schwingen, ohne etwas zu sagen.
Doch ganz so harmlos ist die Sache nun auch wieder nicht. Immerhin entstand die Komödie in neun Bildern, die der Autor ausdrücklich nicht als satirisches Stück verstanden haben will, auf dem Hintergrund der Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus. Keine Erklärung für das Fehlmodell Hitler, aber eine eindeutige Warnung vor allzu serviler Staatshörigkeit.
Nun brachte die rührige Theatergruppe der Fridericiana das 1956 uraufgeführte Werk auf ihre kleine Bühne. Große Mühe war in Kostüm-, Licht- und Bühnengestaltung investiert worden, mit gleicher Sorgfalt hätte die Regisseurin Carina Drews auch an der Sprachschulung ihres großen Ensembles feilen dürfen. Zahlreiche Betonungsfehler, Textunsicherheiten und undeutliches Artikulationen waren bei der Premiere auszumachen und beeinträchtigten die szenische Qualität empfindlich. Bezeichnend, daß AMV-Jüngling Clemens Heydenreich (als Dürenmatt-Interpret am Fridericianum noch in guter Erinnerung) in seiner Matrosennebenrolle noch die spielerisch stärksten Akzente setzen konnte.
Andere Akteure kamen in der zweistündigen Inszenierung nicht über mäßiges Amateurniveau hinaus. Am ehesten überzeugten noch Christian Wetzel (Professor), Kai Guenzel als siebter Präsidentenkandidat und Ute Kaufmann in der Rolle der Pauline. Natürlich lassen die Ausmaße des AMV-Podiums auch wenig Freiraum zu. Dennoch. Das Thema bleibt aktuell, und an Bonmots fehlt es auch nicht. Beispiel gefällig? „Der Instinkt der Frauen und die Landeswetterwarte irren sich fast nie.“
j.v.