Märchen haben sich über Jahrhunderte erhalten. Sie erzählen Geschichten von Ängsten und Hoffnungen, von Dingen, die dem Menschen am Herzen liegen. Und sie enthalten immer ein Körnchen Wahrheit. Oder mehrere.
„Es war zweimal ...“ erzählt zwei althergebrachte Märchen: Schneewittchen und Rapunzel, deren Sorgen und deren Wünsche. Doch was passiert, wenn sich die Erzählstränge der Märchen miteinander zu verflechten beginnen?
Erzähler | Markus Abel |
Schneewittchen | Stephanie Mousset |
Stiefmutter | Nadja Färber |
Jäger | Melanie Wolf |
Zwerg | Jacqueline Grzeszik |
Rapunzel | Lena Griebel |
Zauberin | Ruth Kimmich |
Prinz | David Steeger |
Maske | Tanja Hauenstein |
Licht und Ton | Jonas Frauenknecht |
Soufflage | Laura Eyselein |
Dramaturgie | Dimiter Konowalow, David Steeger |
Assistenz | Laura Eyselein |
Theaterwart | Dimiter Konowalow |
Inszenierung | Nadine Wittkopf |
Aufführungen: 17., 18., 19. und 21. Januar, jeweils um 20 Uhr, im Saal der AMV Fridericiana Erlangen, Glückstraße 3, 91054 Erlangen. Eintritt frei!
Die im Promotext gestellte Frage, was denn passiert, wenn sich die Erzählstränge der Märchen miteinander verflechten, ist im Stück schnell erledigt: Der einzige Prinz geht nach kurzem Hin und Her mit Schneewittchen und Rapunzel Beziehungen ein, eine weitere Verflechtung der Handlungsstränge findet nicht statt.
Also eine Enttäuschung? – Mitnichten, daher zurück zum Anfang: Jedes der beiden Märchen hat eine um 90 Grad versetzte eigene Bühne für sich, zwischen denen hin- und hergeschaltet wird, nur am Schluss – wir wissen: der Prinz rettet und beglückt beide – trifft man sich in der Mitte. Dieser Aufbau erlaubt es dem Zuschauer zu vergleichen, Unterschiede und Parallelen zwischen den Märchen zu entdecken. Man darf sich Gedanken machen über Mutter-Kind-Beziehungen (Eifersucht bzw. Besitzenwollen), über das Zusammenleben mit Freunden bzw. über katastrophale Einsamkeit.
Die kräftige Abstraktion auf der Bühne erleichtert die Beobachtung: Ein Erzähler (sachlich: Markus Abel) bringt beide Märchen bis an den Zeitpunkt, zu dem die Hauptpersonen Jugendliche sind. Gespielt wird in schmucklosen Bühnenbildern. Der Personenkreis ist bei Schneewittchen (unschuldig: Stephanie Mousset) auf die verzweifelt die Jugend festhaltende Schwiegermutter (tyrannische Stimme: Nadja Färber), den innerlich zerrissenen Jäger (beeindruckend: Melanie Wolf) und den Zwerg mit der multiplen Persönlichkeit (witzig: Jacqueline Grzeszik) reduziert. Mit dem geduldigen Rapunzel (mitleiderregend: Lena Griebel) spielt überhaupt nur die unterjochende Zauberin (sadistisch: Ruth Kimmich). Und halt der unreife Prinz (saukomisch: David Steeger).
So hat es die Regisseurin und Autorin Nadine Wittkopf geschafft, aus den altbekannten Geschichten noch Denkanstöße zu destillieren und diese in einem – zumindest für den Saal der AMV Fridericiana – innovativen Aufbau geschickt in Szene zu setzen.
Bliebe noch zu klären, wie tragfähig die Lösung „ein Mann mit zwei Frauen“ ist ...
hjg