Premiere: Freitag, 30. Januar 2009
weitere Aufführungen: Samstag, 31. Januar, und Montag, 2. Februar
jeweils um 20.00 Uhr im Saal der AMV
Béline Ulrike Drechsler |
Ärztin Tanja Hackenberg |
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Angélique Tonja Preuß |
Arzt dies. |
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Louison Mareike Schulz |
Argan Klaus-Dieter Schuh |
Jungarzt Christian Glöckner |
Béralde Daniel Rothenbücher |
Apothekerin Katharina Kroczek |
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Cléante Michael Wieserner |
Notar Johann Pfeiffer |
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Toinette Tina Puhlfürß |
Lakai Anna Al-Naseri |
Regisseur | Thomas Renner |
Dramaturg | Mario Matthias |
Theaterwart | Simon Goebels |
Argan ist krank.
Krank?
Nein, Argan ist alles andere als krank. Er ist aufbrausend und despotisch,
herrschsüchtig und bestimmend, aber nicht krank.
Was Argan quält, sind keine Schmerzen, es sind die Doktoren, die
Ärzte und Apotheker, die den leichtgläubigen Hausherren dazu
treiben sich schlecht zu fühlen.
Geldgier.
Scharlatantum.
Sie treiben Argan in die Hypochondrie.
Was bleibt, ist nichts als der gute Wille seiner Nächsten.
Doch wie lange noch, wenn er mit aller Gewalt versucht seine Tochter an den
Falschen zu verheiraten? Wie lange noch, wenn er einer Frau alles anvertraut,
die ihn augenscheinlich hintergeht?
Vielleicht bleibt ihm am Schluss nichts anderes als auf die ironische Art
seines Bruders und den widerspenstigen Charakter seiner Dienstmagd zu hoffen.
Tod, Heuchelei und Täuschung waren allgegenwärtig in der jüngsten, traditionell das Semester abschließenden Produktion der Erlanger Theatergruppe AMV Fridericiana. Und doch wurde eine Komödie gegeben. Das Publikum im dicht besetzten Saal der Fridericiana im AMV-Verbindungshaus in der Glückstraße amüsierte sich prächtig bei der Premiere der studentischen Version von „Der eingebildete Kranke“. In diesem letzten Stück von Molière geht es um ernste Themen und „letzte Dinge“, diese verlieren aber durch Komik und Witz ihre einschüchternde Erhabenheit.
Herrn Argan geht es nicht gut, es zwickt überall, das Ende droht in jedem Moment – so Argans Eindruck. An Pflege mangelt es der von Klaus-Dieter Schuh bravourös verkörperten Hauptfigur allerdings nicht. Einmal kümmern sich die Profis von der heilenden Zunft: Eine charmante Ärztin samt agiler Apothekerin werden purgativ tätig, nehmen das mit der Schröpfkur aber allzu wörtlich. Dann ist da seine ebenso treusorgende wie scheinheilige Ehefrau Béline, der ein rasches Ableben des Gatten finanziell gelegen käme.
Nur die schnoddrige Dienerin Toinette (großartig: Tina Puhlfürß) und Argans Tochter Angélique scheinen dem Hypochonder wirklich helfen zu wollen, was aber durch dessen blindes Vertrauen in die Halbgötter in Weiß und sein herrisches Temperament erschwert wird.
In dem lebhaft interpretierten Stück kommt es wegen einer arrangierten Hochzeit noch zu weiteren Wirrungen und lustigen Szenen. Etwa als Cléante, Angéliques heimlicher Liebhaber, notgedrungen den Hamlet mimt. Erst durch eine Täuschung, die mit seinem eigenen Tod zu tun hat, werden Argan, der in seinem Krankenbett im Saal den Besuchern zum Anfassen nahe ist, die Augen geöffnet.
Die Laiendarsteller der AMV überzeugten erneut mit durchweg hohen schauspielerischen Leistungen. Auch Molières komische Effekte durch den sprachlichen Kontrast zwischen den Ständen, von flapsig bis schwülstig, wurden sehr wirkungsvoll in Szene gesetzt.
Ulrike Jochum, Erlanger Nachrichten vom 3. Februar 2009
In der Bildergalerie gibt es viele Bilder von den Aufführungen.