Theater im Wintersemester 2001/02

Handzettel

Und so urteilten die Erlanger Nachrichten am 6. Februar 2002 im Kulturteil:

Frech-frivoles Feuerwerk

Studentenverbindung Fridericiana und Aristophanes’ „Lysistrate“

Frauen keifen und streiten, Männer brüllen und bekriegen sich; Frauen erweisen sich als mannstolle Liebesdienerinnen, Männer als triebgesteuerte Lustmolche; Frauen entwerfen in Kriegszeiten einen ganz eigenen Schlachtplan, Männer ergeben sich in ihr Schicksal und strecken die Waffen: Der Kampf zwischen Athen und Sparta ist zu Ende, der Kampf der Geschlechter geht weiter. Oder doch nicht?

Weit in der Theatergeschichte zurück ging diesmal die Theatergruppe der AMV Fridericiana für ihre traditionelle Semesterabschluß-Inszenzierung: Man präsentierte im Verbindungshaus in der Glückstraße Aristophanes’ nun wirklich mal als klassisch zu bezeichnende, weil bereits im Jahre 411 vor Christus uraufgeführte Komödie „Lysistrate“.

Die List mit der Lust

Den Frauen der Kriegskombattanten stinkt’s: Schluß soll sein mit dem schon 20 Jahre währenden Krieg, und wie das so Frauenart ist, ersinnt Lysistrate für die Beendigung des Krieges eine List (die bei ihren Geschlechtsgenossinnen zunächst noch sehr umstritten ist) - solange noch gekämpft wird, soll den körperlichen Gelüsten der Männer nicht mehr nachgegeben werden. Die Folgen sind bald unübersehbar: Dermaßen unbefriedigt, wölbt sich’s im Schritt der Herren gewaltig, und um die Situation schnell zu entkrampfen, kriecht man(n) schließlich zu Kreuze.

Knallige Geschlechter-Farce

Einen famosen Geschlechterkrieg hatte die Fridericiana da angezettelt: Unter lustvoller Ausspielung sämtlicher Männlein-Weiblein-Klischees und mit den derben Aristophanes-Dialogen auf den Zungen hatte die vielköpfige Theaterschar unter der Regie von Christiana Link aus der launigen Polit-Farce eine knallige Geschlechter-Farce gemacht. In hochtourigem Tempo wurde ein frech-frivoles Theaterfeuerwerk abgefackelt, daß es nur so eine Art war.

Keine Ehrfurcht gab’s vor einem Klassiker, vielleicht kam deshalb keine Sekunde Langeweile auf. Klischierte Typen-Komik am laufenden Meter, wildbewegte Auf- und Abgänge, Deklamationen in theatral auf die Spitze getriebener Parodiemanier und prallem Kostüm-Mischmasch. Und in Sparta sprach man fränkisch. Aristophanes als losgelöst-hemmungsloser Comedy-Act - was’n Spaß.

Manfred Koch