„Das Gauklermärchen“ – Theater

Handzettel zum „Gauklermärchen“

Ein Spiel in sieben Bildern sowie einem Vor- und Nachspiel

Michael Ende, Michael Ende, das ist doch der von „Momo“ und der „Unendlichen Geschichte“, werden Sie sagen und sich vielleicht an Bilder aus den beiden gleichnamigen Filmen erinnern. Ja, richtig, genau der ist es, und er schrieb neben diesen sogenannten Kinderbüchern, die auch Millionen von Erwachsenen verschlangen und verschlingen, und neben zahlreichen Erzählungen voller geheimnisvoller Magie und Faszinationskraft auch für das Theater: Dort hatte er nach dem Zweiten Weltkrieg durch seine Ausbildung an der Schauspielschule München seine Künstlerlaufbahn – oder sollte man besser sagen: seinen „Tanz auf dem Traumseil“? – begonnen.

Theater ist für Michael Ende ein „ästhetisches Spiel“ im „vorgegebenen Raum der Bühne“, der durch das Symbol der Rampe ganz deutlich von der Realität abgegrenzt ist. Das Bühnenspiel, das seinen eigenen Regeln und Gesetzen folgt, schafft durch seinen Fiktionscharakter ein Erlebnis der Freiheit, d. h. die Zuschauer können frei von allen Zwängen und Normen der Alltagswelt ihre Empfindungen ungefiltert durchleben. Mit dieser Theatertheorie sieht sich Michael Ende in der Tradition Schillers, der das Theater als „moralische Anstalt“ bezeichnete und damit auf dessen Möglichkeit, sich der individuellen Freiheit überhaupt erst bewußt zu werden, verwies.

Die Erkenntnis der Freiheit kann aber nach Michael Ende erst zu der „moralischen Phantasie“ führen, die den Menschen im „schöpferischen Akt“ das als gut Erkannte verwirklichen läßt. Im Zentrum von Endes Theaterästhetik steht die Schönheit, die er als „dynamischen Prozeß“ und somit einem stetigen Wandel unterworfen sieht. Schönheit läßt sich aber im Kunstwerk nur durch Ganzheit, durch das Zusammenspiel von Geist, Herz und Sinn widerspiegeln.

Mit dem „Gauklermärchen“, das Michael Ende 1982 während seines mehrjährigen Italienaufenthaltes verfaßte, führt er die Zuschauer zuerst einmal in die traurige Welt eines gänzlich heruntergekommenen Zirkus', der mit seinen Mitteln am Ende ist: Niemand möchte in der heutigen Zeit noch die Späße und kleinen Kunststückchen dieser Gaukler sehen, die jahrhundertealte Tradition der giullari, der Jahrmarktskünstler, hat sich im Zeitalter des Fernsehens mit all seinem Perfektionismus überlebt. Die Truppe hungert und friert. Da wird den Gauklern doch eine Alternative angeboten: Ein Chemiewerk will die Gruppe für Produktwerbung verpflichten, allerdings unter einer Bedingung, die die Künstler in schwere Gewissensnöte bringt. Trotzdem muß eine Entscheidung noch in derselben Nacht gefällt werden. Jojo, der Clown, erzählt eine Geschichte …

Durch den Spiel-im-Spiel-Effekt entrückt Michael Ende die Zuschauer in zwei Stufen der Wirklichkeit und läßt im Märchen die Visionen und auch Utopien entstehen, die seiner Meinung nach zum Überleben in der heutigen Zeit unabdingbar sind. Dort - fernab von logischen und rationalen Entwicklungen - haben Liebe, Freiheit und schöpferische Kraft gegenüber Habgier, Selbstsucht und blendender, emotionsloser Scheinwelt noch eine Chance.

Karin Schreibeis

(Quelle: Programmheft)

Die Aufführungen

… fanden am 25., 26., 27. und 28. Februar 1996 jeweils um 20 s.t. auf dem Haus der AMV Fridericiana statt.

Pippo, der Jongleur Clemens Heydenreich
Lola, die Seiltänzerin Silke Weller
Wilma, die Schlangenbeschwörerin Christine Horn
Jussuf, der Zauberer Matthes Egger
Kim, Akrobation Andrea Lachnitt
Kassandra, Akrobatin Marga Hündgen
Eli, das Kind Nicole Schymiczek
Jojo, der Clown Stefan Mayer
   
Prinzessin Eli Nicole Schymiczek
Zauberspiegel Kalophain Alexandra Freidl
Spinne Angramain Christian von Normann
Würdenträger Uli Marc Breimaier
Matthes Egger
Prinz Joan Stefan Mayer
Eheminister Clemens Heydenreich
Narr Ina Haendle
Winterbraut Christine Horn
Frühjahrsbraut Silke Weller
Sommerbraut Andrea Lachnitt
Herbstbraut Marga Hündgen
Grüne Dame Smeralda Christian von Normann
Damespielfiguren Christine Horn
Marga Hündgen
Andrea Lachnitt
Silke Weller
Helfer der Spinne Uli Marc Breimaier
Roland Weisser
   
Violine I Felix Gutgesell
Violine II Tobias Großhauser
Viola Hildegard Kuen
Violoncello Phillipp Schachinger
   
Regie Dagmar Stötzer
Musik Tobias Großhauser
Licht/Bühne Carsten Bokholt
Verfolger Hannes Egger
Maske Michaela Weisser
Kostüme Dagmar Stötzer
Michaela Weisser
Masken- und Kostümassistenz Susanne Scheidt
Souffleuse Claudia Dierken
Bühnenarbeiter Matthias Knoll
Torsten Seeger
Choreographie Silke Weller
Ton/Paperware Andreas Brostmeyer
Plakatentwurf Holger Strichau
Corepetitoren Clemens Bertram
Dieter Knerer
Udo Schmitz
Theaterwart Hannes Egger