Im Sommersemester 2021 konnten wir immer noch kein Stück auf die Bühne bringen, aber das hat uns nicht davon abgehalten, kreativ zu werden: Wir sind dem Genre „Vertonte Balladen“ treu geblieben und haben wieder unsere Stimmen, Geräusche und Soundeffekte eingebracht.
Das Unbekannte macht uns Angst. Vor allem diesem armen Jungen, der ein Moor durchschreiten muss. Eine Ballade von allerlei Wunderdingen, die ihm im Wahn und den Dämpfen des Moores erscheinen.
Der Ursprung der Sage einer sirenenhaften Frau, die arme Schiffer in die Strudel des Rheines lockt. Dabei begann alles doch nur mit Liebeskummer.
Bionda – eine willensstarke Schifferin, die gerne tanzt, ist die Hauptperson dieser Ballade. Ich habe sie mir – ich kann nicht genau erklären, wieso – als Piratin vorgestellt, die das Steuer fest in der Hand hat. Aber das ruhige Meer ist ihr zu langweilig, und so wünscht sie sich einen Sturm herbei, der dann auch kommt und ihr Schiff gründlich durcheinanderwirbelt. Um den Sturm zu besänftigen, gelobt sie der Sonne, nie wieder zu tanzen, wenn ihr der Schiffbruch erspart bleibt. Auch diesmal wird ihr Wunsch erfüllt, und so kann sie zu einem sicheren Hafen fahren. Dort wird gerade ein Fest gefeiert, sodass sich die lebensfrohe Bionda in einem Zwiespalt wiederfindet: Gibt sie dem Drang nach, zu der fröhlichen Musik zu tanzen, oder hält sie sich an ihr Gelübde?
Die Geschichte dieser Ballade hat mich sofort angesprochen, und ich habe versucht, sie abwechslungsreich zu erzählen. Dabei setze ich neben meiner Stimme Geräusche ein, die die Situation lebendiger machen.
Die Ballade erzählt die Geschichte des Königs gleichen Namens, der sich in seinem Siegesrausch der Plünderung Babylons dazu verleiten lässt, über die Gottheit zu lästern und Konsequenzen erfährt. Gerade diesen Rausch und Übermut, der sich in ihm aufbaut und sein Urteil trübt, habe ich versucht, etwas abstrakter darzustellen und dessen abrupten Höhepunkt zu untermauern. Ebenso soll der selbstgeschriebene italienischsprachige musikalische Einklang und Ausklang der Vertonung sich an einer kurzen perspektivierenden Charakterisierung des Königs versuchen: Ist er nun ein Narr, Märtyrer oder gar Teufel?
In seinem klassischen Gedicht verbindet Schiller Natur, Kultur und Sittlichkeit mit dem Schaffensprozess einer Glocke und Situationen, in denen sie uns im Leben begleitet. Das 400 Verse lange Gedicht (ca. 20 Minuten) habe ich in einer verkürzten Version (ca. 4 Minuten) vertont und dabei versucht, den Kern seines Werks greifbar zu machen. Nicht nur vertritt er im Lied von der Glocke klassische Werte und heute veraltete Familienbilder, sondern distanziert sich auch vom Sturm und den Eskalationen der französischen Revolution. Als bedeutendstes Gedicht Schillers mit unzähligen bis heute gekannten Aphorismen ist es dennoch auch im 21. Jahrhundert noch aktuell.