„Das blaue Licht“ – Theater

Handzettel zum Theaterstück „Das blaue Licht“

Vorstellungen am 28. Juni um 20 Uhr, 29. Juni um 18 Uhr, 30. Juni um 20 Uhr und 2. Juli 2013 um 20 Uhr, jeweils in un­se­rem Saal in der Glück­straße 3 in Er­lan­gen.

Zum Stück

Es ist das bekannte Märchen: Ein ver­arm­ter jun­ger Mann gerät durch Zu­fall an ein Licht, mit des­sen ma­gi­schen Eigen­schaf­ten er schließ­lich die Prin­zes­sin er­obern kann. Die Über­lie­fe­run­gen die­ses Stof­fes rei­chen von den Ge­brü­dern Grimm (Das blaue Licht) über Hans Chris­ti­an An­der­sen (Das Feu­er­zeug) bis hin zu Aladdin aus Tau­send­und­einer Nacht. Die In­sze­nie­rung des AMVi-The­a­ters stützt sich da­bei auf die ers­ten bei­den Vor­la­gen.

Ent­ge­gen der weit­ver­brei­te­ten Mei­nung ste­cken hin­ter „unschuldigen“ Märchen mehr als nur Gu­te-Nacht-Ge­schich­ten. Nicht selten geht es in ihnen um Angst aus der Sicht von Kin­dern: Die Angst, über­fal­len und er­mor­det zu wer­den, wenn man sich den el­ter­li­chen Ge­bo­ten wi­der­setzt (Rot­käpp­chen, Der Wolf und die sie­ben Geiß­lein), die Angst von den El­tern ver­stoßen oder un­ter­drückt zu wer­den (Hän­sel und Gre­tel, Aschen­put­tel, Schnee­witt­chen). Die Psy­cho­lo­gin Alice Mil­ler nutzt dies als Bei­spiel für ihre The­se, dass die Ge­sell­schaft das Pro­blem der er­zie­he­ri­schen Kin­des­miss­hand­lung ver­drängt. In ihrem Buch Du sollst nicht mer­ken (1981) schreibt sie:

„Es wird im allgemeinen kaum bestritten, dass sich in Märchen tie­fe Le­bens­er­fah­run­gen aus­drü­cken, dass Mär­chen al­so in bild­haf­ter, gleich­nis­haf­ter Form Wahr­hei­ten mit­tei­len. An­de­rer­seits haf­tet dem Wort Mär­chen auch die Be­deu­tung von ‚Lü­ge‘ an, z. B. in der Wen­dung: ‚Er­zäh­le kei­ne Mär­chen‘. Die­se Am­bi­va­lenz spie­gelt un­se­re Ein­stel­lung zur Wahr­heit über­haupt: wir wol­len sie ken­nen und wol­len es zu­gleich nicht, weil sie weh tut, Angst ma­chen kann, uns über­for­dert, uns die ge­lieb­ten Illu­si­o­nen und die Ge­bor­gen­heit der Täu­schung nimmt. Ich mei­ne, daß es die Ver­gan­gen­heit je­des ein­zel­nen Men­schen ist, näm­lich sei­ne frü­he Kind­heit, in der das Wis­sen von der Welt, wie sie tat­säch­lich ist, auf­ge­nom­men wird. Das Kind er­fährt in sei­ner frü­hen Kind­heit das Bö­se in un­ver­schlei­er­ter Form und spei­chert die­se Er­kennt­nis in sei­nem Un­be­wuß­ten. Die­se früh­kind­li­chen Er­leb­nis­se bil­den die Quel­le der Phan­ta­sie­tä­tig­keit des Er­wach­se­nen, bei dem sie aber ei­ner Zen­sur un­ter­wor­fen sind. Sie schla­gen sich nie­der in Mär­chen, Sa­gen und My­then, in de­nen die gan­ze Wahr­heit über die mensch­li­che Grau­sam­keit, wie nur ein Kind sie er­fährt, ihren Aus­druck fin­det.“

Re­gisseur Ju­li­an Schup­pe be­zieht sich in der Aus­ein­an­der­set­zung mit der Be­deu­tung von mär­chen­haf­ten Stof­fen neben Mil­ler auch auf die stren­ge The­a­ter­spra­che von Ro­bert Wil­son. Zu sei­ner In­sze­nie­rung von Le­once und Le­na am Ber­li­ner En­sem­ble (2003) sagt Wil­son: „Im La­chen liegt doch die eigent­li­che Tra­gö­die. Wenn man in Shakes­peares gro­ßem Dra­ma King Lear ein klei­nes biss­chen über den ster­ben­den Kö­nig la­chen kann, ist das viel tra­gi­scher, auf­rich­ti­ger, als wenn man nur jam­mert. Die­se Leich­tig­keit liegt eben im Mär­chen – wie in einem ‚Wun­der­land‘, wo al­les wahr wird, was man sich nur vor­stel­len kann.“

Johann Pfeiffer

Mitwirkende

Schattenspieler Laura Eyselein
Ludwig, ein Soldat David Steeger
Eine Hexe Tanja Hauenstein
Ein Geist Miriam Schuppert
Eine Prinzessin Nadine Wittkopf
Ein König Melanie Wolf
Eine Königin Stephanie Mousset
Georg Dimiter Konowalow
Eine Hofdame Hanna Pieper
   
Maske Stephanie Mousset
Miriam Schuppert
Nadja Färber
Beleuchtung Gregor Breun
Dramaturgie Johann Pfeiffer
Inszenierung Julian Schuppe