Eigentlich sind die Martins nur bei den Smiths eingeladen. Doch dann kommt alles ganz anders: Es klingelt. Vor der Türe steht niemand, und dennoch kommt der Feuerwehrhauptmann herein. Er sucht nach Feuer, um es zu löschen, es gibt aber keins – dafür entdeckt er seine große Liebe wieder: das Dienstmädchen Mary. Zwischen den beiden knistert es gewaltig. Dann werden alle von einem anderen Feuer gepackt: Wie jede Gesellschaft verliert sich auch diese in das Erzählen von Anekdoten, die aber nichts anderes sind als sinnloses Gerede.
Sinnloses Gerede, das die Banalität und Oberflächlichkeit ihres Lebens überspielen, die innere Leere der Individuen, denen es an Individualität mangelt, kaschieren soll und nichts anderes ist als Zeitvertreib. Ionesco führt uns Menschen vor, die zu Marionetten, Puppen, Spielfiguren ihrer eigenen Sprache wurden. In einer zum äußersten gesteigerten Karikatur zeigt er uns die Absurdität des gesellschaftlichen Lebens.
Freuen Sie sich darauf, Ihren Alltag einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen und dabei herzlich lachen zu können! Wir freuen uns auf Sie!
Vorstellungen am 27.06.2012 (Mi.), 29.06.2012 (Fr.) und 30.06.2012 (Sa.) jeweils um 20.00 Uhr,
außerdem am 01.07.2012 (So.) um 19.00 Uhr,
im Saal der AMV Fridericiana, Glückstraße 3, 91054 Erlangen
Der Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten.
Mrs. Smith | Corinna Pfarr |
Mr. Martin | David Steeger |
Mrs. Martin | Katja Steinki |
Mary | Jacqueline Grzeszik |
Feuerwehrhauptmann | Gregor Breun |
Dramaturgie und Beleuchtung | Tanja Hackenberg |
Regieassistenz und Soufflage | Nadine Wittkopf |
Regie | Felicitas Sieweck |
Sehr viele Fotos finden sich in unserem Online-Album.
Die Erlanger Nachrichten schrieben am 29. Juni 2012 im Kulturteil:
Absurd? Es gibt Menschen, die sich nicht für Fußball interessieren. Und diese Menschen – es waren auch nicht wenige Männer darunter – amüsierten sich prächtig mit der Absurdität einer Aufführung von Eugène Ionescos Theaterstück „Die kahle Sängerin“.
Die agile Amateurtheatergruppe der AMV Fridericiana Erlangen begeisterte mit einer kurzweiligen, temporeichen Inszenierung von Felicitas Sieweck, Nadine Wittkopf und Tanja Hackenberg in den Verbindungsräumen der Glückstraße. Die fünf Darsteller und der Luftballon machen ihre Sache prima! Das sorgt durchgängig für Heiterkeit im Saal. Corinna Pfarr gibt eine herrlich blasierte Mrs. Smith, agiert auf professionellem Niveau in Artikulation und schauspielerischer Sicherheit. Die Langeweile und Oberflächlichkeit zwischen dem Ehepaar Martin (Katja Steinki und David Steeger), immer maskenhaft lächelnd, glatt, gipfelt in der Harmoniesucht: „Vergessen wir alles, was zwischen uns nicht geschehen ist.“ Die Banalitäten und Sinnleere der Figuren drückt sich in karikaturistisch übersteigerter Floskelhaftigkeit bis hin zur kabarettistischen Pointe aus.
Immer wieder wird das Spiel grotesk konterkariert: „Ich werde den Helm abnehmen. Zum Sitzen fehlt mir die Zeit“, sagt der Feuerwehrmann, setzt sich und lässt den Helm auf. Der gute Mann (Gregor Braun) löscht ohnehin nur „Strohfeuer und Magenbrennen“. Die „kahle Sängerin“, die gar nicht in Erscheinung tritt, trägt immer noch die gleiche Frisur. Das Dienstmädchen (Jacqueline Grzeszik) hat immerhin die erste Flamme beim Feuerwehrmann gelöscht.
Puppenhaft agieren die Darsteller an Schnüren, müssen aufgezogen werden im Raum von Zeitlosigkeit und Belanglosigkeit. Nach einer Stunde Spielzeit (ohne Verlängerung, Elfmeterschießen oder Losentscheid) läuft sich die Sinnleere in sprachlich-rhythmischer Kakophonie zu Tode, und das Stück beginnt am Ende mit austauschbaren Rollen identisch von vorne.
Es scheint so, als stammten manche Fußballer-Zitate aus Ionescos satirischer Groteske von 1950: „Wenn wir alle schlagen, können wir es schaffen“ (Gary Lineker) und „Ich wage mal eine Prognose: Es könnte so oder so ausgehen“ (Ron Atkinson), denn „das Geheimnis des Fußballs ist ja der Ball“ (Uwe Seeler).
Absurde Unterhaltung – da und dort. Mehr als eine Alternative zum Fußballtheater.
Sabine Kreimendahl, Erlanger Nachrichten vom 29. Juni 2012