Auf den ersten Blick scheint das Thema marginal – dass dem nicht so ist, soll der Semestervortrag am 24. Juni 2010 um 19 s.t. zeigen.
Mozart ist ein Musiker der Übergangszeit: Nicht mehr der Adel, sondern zunehmend das Bürgertum bestimmen den Musikgeschmack – er muss zeitlebens ohne Festanstellung seinen Lebensunterhalt als Musikus bestreiten. Ein guter Grund also, sich zu Beginn mit dem Mäzenatentum der Moldaumetropole zu beschäftigen.
Ein wichtiger Gönner Mozarts war das Musikerehepaar Duschek, das ein Weingut südlich der Burg kaufte und es als Hort für gesellige Musikveranstaltungen umbaute.
Mindestens genauso wichtig waren jedoch Mozarts Freimaurerkontakte, welche ihm die Türen zur – damals deutschsprachigen – Prager Oberschicht öffneten.
Bei seiner ersten Reise nach Prag hört Mozart seine Musik nicht nur in Konzerthäusern, sondern – für Klavier umgearbeitet – auch in Wirtshäusern, Hinterhöfen, Gärten und Gassen. Selbst das einfache Volk singt seine Lieder – in Prag sogar die Wäschermädel auf der Kampka. Auch finanziell ist die Reise ein Erfolg, so erhält Mozart den Auftrag, eine „Prager Oper“ zu komponieren und diese selbst hier uraufzuführen.
Die Organisation der Vorbereitungen lässt erahnen, welch große Arbeit sich die Prager machten, damit sich Mozart wohl fühlte. Die Premiere des „Don Giovanni“ in Prag (und nicht in Wien) war nicht nur ein Erfolg, sondern auch ein Politikum und eine „Watschn“ fürs verwöhnte Wiener Publikum. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Wiener die Oper nicht mochten, dennoch erhielt Mozart vom Kaiser wegen des großen Erfolgs in Prag eine mäßig bezahlte Stelle am Hof.
Unter keinem guten Stern stand Mozarts dritte Reise nach Prag – er hatte die Krönungsoper für den neuen Kaiser zu komponieren. Dem Monarchen hat es nicht gefallen, im Krönungstagebuch ist sie nicht einmal erwähnt, und die Bezahlung bleibt hinter Mozarts Erwartungen weit zurück.
Verbittert kehrt er nach Wien zurück und verstirbt dort etwa ein Monat später. Die Chance, die sich ihm in der Moldaumetropole geboten hätte, hat Mozart nie erkannt – Prag war eine Stadt frei von Hofschranzen (selbst die Böhmische Staatskanzlei war in Wien) und einem gut gebildeten und gut situierten Bürgertum.
Ein Mitglied der Familie kehrt nach Prag zurück – Mozarts Sohn Carl wächst hier bei Pflegeeltern auf, besucht das Kleinseitener Gymnasium und bleibt bis zu seinem Lebensende in Böhmen.