Oskar liebt Marianne. Marianne liebt Alfred. Alfred liebt schöne Frauen – und seine Freiheit. Geliebt wird viel in Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“, es wird gelacht, gesungen und getanzt. Doch ebensoviel wird auch gezankt, geweint und gedemütigt. Die schöne Idylle ist gar nicht so schön, wie sie auf den ersten Blick scheint.
Das Stück ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „Gesellschaftsspiel“, die Figuren werden zu Spielfiguren, und die (vermeintlichen) „Besitzer“ bzw. „Spieler“ dieses Spiels setzen unbeabsichtigt ihre ganze Brutalität ein. Wie so oft bei Horváth verstecken sich hinter dem harmlosen Titel menschliche Abgründe und tiefe Tragödien.
Wer letztendlich wen kriegt, und was die Protagonisten bis dahin durchmachen, das sehen Sie am 23., 25. und 26. Juli jeweils um 19.30 Uhr und am 27. Juli um 20.30 im Saal der AMV Fridericiana Erlangen in der Glückstraße 3.
Alfred | Christian Cronauer |
Mutter | Susanne Weingärtner |
Großmutter | Michael Easy Wieserner |
Hierlinger Ferdinand/Ober | Philipp Ziegler |
Valerie | Ulrike Drechsler |
Oskar | Mario Matthias |
Ida | Annika Aue |
Havlitschek | Christian Glöckner |
Rittmeister | Johann Pfeiffer |
Gnädige Frau | Tonja Preuß |
Marianne | Katharina Kroczek |
Zauberkönig | Klaus-Dieter Schuh |
Tante Henriett/Nonne | Denise Huth |
Erich | Thomas Renner |
Emma | Carola Preiss |
Helene | Mareike Schulz |
Baronin | Anna Al-Naseri |
Beichtvater | Ralf Engelbrecht |
Mister | Martin Amendt |
Conférencier | Moritz Helgath |
Klavierbegleitung | Walther Geuder |
Regie | Tanja Hackenberg |
Dramaturgie/Assistenz | Katharina Breuser |
Lichttechnik | Julian Schuppe |
Bühne, Technik | Peter Zopf |
Walzertraining | Jochen Gronemann |
Theaterwart | Christian Glöckner |
In der Bildergalerie gibt es viele Bilder von der Generalprobe.
Dass es bei der Aufführung eines Theaterklassikers keiner postmodernen Dekonstruktion und Textveränderung bedarf, stellt die Theatergruppe der AMV Fridericiana mit ihrer Inszenierung von Ödön von Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ beeindruckend unter Beweis. Zweieinhalb Stunden lang unterhalten zwanzig begabte Schauspieler mit Horváths Volksstück um die große Liebe und das Zerbrechen an derselben.
Marianne, Nachbarin und Tochter des Zauberkönigs, ist Oskars große Liebe. Noch während der Verlobungsfeier beginnt sie ein Verhältnis mit dem Charmeur Alfred. Er ist ihre große Liebe, doch das Glück mit dem Lebemann währt nur kurz, die Verzweiflung und der soziale Abstieg dafür umso länger. Der Vater verstößt sie und geht am Verlust der einzigen Tochter selbst zugrunde. Der kleine Sohn wird zu Alfreds Mutter in die Wachau gebracht, wo die beinahe 80-jährige Großmutter über die „die Brut aus wilder Ehe“ schimpft. Als dank dem diplomatischen Geschick der resoluten Tabakhändlerin Valerie Marianne mit dem Vater und ihren vormals Geliebten Versöhnung feiert, scheint das gute Ende schon fast zum Greifen nahe.
Für witzige Momente sorgt der schmierige Fleischergehilfe Havlitschek mit blutiger Schürze und einer Kette Wiener Würstchen um den Hals, die von den Figuren genüsslich verspeist werden. Oskars Fleischerkleidung hingegen bleibt wie sein sentimentales Inneres unbefleckt bis zuletzt – er kann „die Sau“ einfach nicht abstechen.
Mit seinem verschmitzen Lächeln gewinnt Alfred rasch die Frauenherzen. Stets darüber klagend, welch schwacher Mensch er sei, weist er jegliche Verantwortung für die Folgen seines Handelns von sich. Gar nicht schwach dagegen ist die schauspielerische Leistung, die hier gezeigt wird.
Auch bei der Besetzung der Großmutterfigur ist ein kleiner Geniestreich gelungen: Die derbe Alte mit der keifenden, hohen Stimme wird überzeugend von einem jungen Mann gespielt.
Lobesworte ließen sich auch schreiben über den Zauberkönig, der sein eigenes Zugrundegehen bis ins Extrem gesteigert ausspielt, oder über die quirlige Nachbarin Valerie, die alle Szenen aufwirbelt. Doch sei dem Leser geraten, sich selbst zu überzeugen ...
Weitere Aufführungen: Samstag, 25. Juli, und Sonntag, 26. Juli jeweils um 19.30 Uhr; Montag, 27. Juli, um 20.30 Uhr im Saal der AMV Fridericiana Erlangen, Glückstr. 3. Der Eintritt ist frei.
Jasmin Siebert, Erlanger Nachrichten vom 25. Juli 2009