Ein Teil der AMVi-Theatergruppe war auf Tournee, u.a. am 14. Juni 2008 auf den Obacht!-Theatertagen in Marktoberdorf und am 5. Juli 2008 auf den SV-Theatertagen in Darmstadt.
Die Tournee gastierte aber auch in Erlangen, und zwar am Samstag, dem 12. Juli, und Sonntag, dem 13. Juli jeweils um 20.00 Uhr, sowie am Donnerstag, dem 17. Juli um 18.00 Uhr im Kneipsaal der AMV.
Aufgrund der großen Nachfrage wurde das Stück im WS 2009/10 wiederaufgenommen. Am 27. und 29. November 2009 war es noch einmal auf dem Haus der Fridericiana zu sehen.
Von Georg Büchner, in einer Bearbeitung von Mario
Matthias für sechs Darsteller.
Eine Produktion des AMVi-Theaters Erlangen.
Regie: Mario Matthias
Ein gewöhnlicher Barbier? Ein psychisch gestörter Mann? Ein Serienmörder? Ein von Eifersucht geplagter Liebender? Oder nur jemand, der von der Gesellschaft ausgenutzt, bestraft und weggeworfen wird ...?
Georg Büchners „Woyzeck“, ein Fragment gebliebenes Stück
über einen Mann, der nur versucht, so normal wie möglich zu leben,
bringt dem Leser bzw. dem Zuschauer bruchstückhaft die Psyche eines
Menschen näher.
Und hier wird das Fragment zur perfekten Ausdrucksform,
denn nur so gelingt es Schritt für Schritt diesen Mann zu verstehen,
seine furchtbare Tat vielleicht sogar nachzuvollziehen
und das Ende, das er für sich selber wählt, als richtig oder falsch
zu bewerten.
Innere Zerrissenheit in äußere Form transferiert ...
Psychische Entgleisung als körperliche Entgleisung in höchstem
Maße zu verstehen bedeutet auch immer an seine Grenzen zu gehen.
Grenzen, die vielleicht nie überschritten werden dürfen ...
Woyzeck/Andres | Alex Brandl |
Marie | Mareike Sch. |
Hauptmann | Thomas Renner |
Doktor | Tanja Hackenberg |
Tambourmajor | Daniel Rothenbücher |
Narr (Der Tod) | Ulrike Drechsler |
Regie | Mario Matthias |
Es gibt hier sehr viele Bilder von der Generalprobe und Aufführungen bei den Obacht-Theatertagen in Marktoberdorf.
Die Erlanger Nachrichten brachten am 15. Juli 2008 im Kulturteil folgende Kritik, wofür wir danken:
Wer ist Franz Woyzeck, fragt die Theatergruppe der AMV Fridericiana, und warum wird er zum Mörder? Das Stück selbst ist zwar über 150 Jahre alt – die Uraufführung erfolgte jedoch erst Anfang des vorigen Jahrhunderts –, die Thematik aber hat nichts an Aktualität verloren. Mit dem Soldaten Woyzeck steht ein Mensch aus der sozialen Unterschicht im Mittelpunkt von Georg Büchners Tragödie. Getrieben in den Wahnsinn, durch physischen, psychischen und gesellschaftlichen Druck.
Georg Büchner starb, bevor er das Stück zu Ende bringen konnte. „Woyzeck“ ist daher Fragment geblieben. Durch die Betonung des fragmentarischen Charakters überzeugt auch die Inszenierung des „AMVi-Theaters“. Bruchstückhaft wird dem Zuschauer die Psyche des Menschen Franz Woyzeck vorgeführt. Die innere Zerissenheit spiegelt sich in der äußeren Form wider. Ein aufwendiges Bühnenbild benötigt das Ensemble nicht, um eine dichte Atmosphäre zu schaffen und den Zuschauer in Woyzecks düstere Welt zu entführen.
Die Kulisse ist karg. Auf der sonst leeren Bühne stehen lediglich Stepboards herum, über die die Darsteller hinweghetzen. Ganz wie im Fitnessstudio um die Ecke. Getreu dem Untertitel der Inszenierung: „Shape your body with Friedrich Johann Franz“. Rastlos jagt Woyzeck von einer Szene zur nächsten. Nicht enden wollende körperliche und seelische Strapazen. Psychische Entgleisung wird in physischer sichtbar.
Regisseur Mario Matthias stellt den Protagonisten schon zu Beginn des Stücks als geistig gestörten Mann dar. Woyzeck und dessen Kamerad Andres werden unisono von Hauptdarsteller Alex Brandl gespielt. Worin Woyzecks Schizophrenie begründet liegen könnte, erahnt der Zuschauer bei den Begegnungen mit dem autoritären Hauptmann und der skrupellosen Frau Doktor, die seine Armut missbraucht und ihn als Versuchsobjekt benutzt. Woyzeck begegnet den beiden Personen aus höherer Schicht mit Unterwürfigkeit. Als ihn seine Geliebte Marie mit dem Tambourmajor, ebenfalls von höherem gesellschaftlichem Rang, betrügt, verfällt Woyzeck völlig dem Wahnsinn. Seine Armut und die gesellschaftliche Geringschätzung hat er ertragen, Marie zu verlieren kann er nicht ertragen. Seine Eifersucht wird zum Auslöser, der ihn zum Mörder macht.
Eine fesselnde Inszenierung mit sehr guten Akteuren.
Janina Funk