Der Krieg ist beendet. Der Kaiser will das mit einem Fest begehen. Auf seinem Weg zur Festivität in der Stadt begegnet ihm jedoch der Bettler. Dessen Hund ist gestorben und er trauert. Als der Kaiser in seiner Siegeslaune seinen Großmut bezeugen will und sich mit dem Bettler unterhält, wird er von diesem über seine Taten und Gedanken aufgeklärt. Doch tatsächlich ist das dem Bettler vollkommen egal, denn ...
Wie so oft erlebt es die Frau des Fischer auch an diesem Abend wieder, dass ihr Mann vollkommen betrunken aus der Kneipe nach Hause kommt, ohne tagsüber etwas gefangen zu haben. Die Stimmung ist schlecht, der Fischer nicht allein. Er bringt zwei Männer mit nach Hause, die noch halbwegs nüchtern weniger am interessanten Gespräch mit dem Fischer als vielmehr an der Begegnung mit dessen Frau interessiert sind. Je später der Abend wird, desto wahrscheinlicher wird es, dass der Fischer noch in dieser Nacht seinen größten Fischzug landet.
Paduk ist ein ehrenvoller Mann, der mit seinem Unternehmen die Bürger der Stadt vor der Gefahr der Prostitution und den damit einhergehenden Krankheiten warnen möchte. Ein jeder Bewohner ist daran interessiert, sind es doch alle wissbegierige Menschen, die sich informieren möchten. Als jedoch alle wissen, um was es sich da handelt, offenbart sich Paduks wahrer Beweggrund, weshalb er die Prostituierten hasst.
Bertolt Brecht (auch Bert Brecht, gebürtig Eugen Berthold Friedrich Brecht; * 10. Februar 1898 in Augsburg, + 14. August 1956 in Berlin) wird als einflussreichster deutscher Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Er ist sowohl deutschlandweit als auch international für seine Werke angesehen und ausgezeichnet worden. Brecht gilt als Begründer des Epischen bzw. des Dialektischen Theaters. (Quelle: http://de.wikipedia.org)
Die Aufführungen fanden am Donnerstag, dem 20. Juli, Samstag, dem 22. Juli, und Sonntag, dem 23. Juli 2006, jeweils um 20.00 Uhr im Kellertheater des Städt. Marie-Therese-Gymnasiums statt.
Dabei kam erstmals eine riesige Kleiderspende für unseren Theaterfundus von einer sehr netten Sponsorin namens Ute Andrejewski zum Einsatz. Wir sagen ganz herzlichen Dank!
Es spielten: | Tobias Dehm, Corina Borza, Denise Huth, Ulrike Drechsler, Thomas Denninger, Priska Valerius – Florian Stadler, Priska Valerius, Johannes Kleine, Ulrike Drechsler, Tobias Dehm – Thomas Denninger, Johannes Kleine, Priska Valerius, Corina Borza, Denise Huth |
Technik: | Daniel Nötzold |
Regie: | Mario Matthias |
Eine ganze Reihe von Dagmar Bittners Bildern von der letzten Aufführung sind auf der Bilderseite zu finden.
Die Erlanger Nachrichten brachten am 22. Juli 2006 im Kulturteil folgende Kritik:
Im Jahr 1919 verfasste der Begründer des episch-dialektischen Theaters Bert Brecht (1898–1956) drei frühe Einakter, in denen er seine lebenslange Kritik an Korruption und Kapitalismus, an der Doppelmoral scheinheiliger Wohltäter komprimiert zum Ausdruck brachte.
Am heutigen Samstag und morgen präsentiert jeweils um 20 Uhr die Akademisch-Musikalische Studentenverbindung AMV Fridericiana diese Einakter nochmals in einer wortgetreuen Inszenierung von Mario Matthias im Kellertheater des Marie-Therese-Gymnasiums (Eingang Fichtestraße über den Schulhof).
Während „Lux in Tenebris“ – (hier saniert ein verarmter Bordellstammkunde seine Finanzen mit Unterstützung des Gemeinwesens und der Kirche durch pseudomoralische Aufklärung vor Ort und investiert die Einnahmen dann wieder ins Geschäft mit der Prostitution) – das kapitalistische System entlarvte und vom Spielvortrag her noch nicht ganz ausgereift war, kamen der „Der Fischzug“ sowie „Der Bettler oder Der tote Hund“ ungleich spannender, opulenter ausgestattet und dramaturgisch perfekter über die Rampe. Vor allem der gut gespielte Dialog zwischen Thomas Denninger als Bettler und Johannes Kleine als Kaiser, in dem der blinde Bettler als wahrhaft Sehender dem verblendeten Kaiser eine philosophische Audienz gewährt, entpuppt sich als zeitlos pädagogisches Kleinod.
Mit slapstickartiger Komik angesprochen wird vor allem die jüngere Generation im „Fischzug“, wenn ein betrunkener Fischer nachts seine Frau und seinen Kollegen mit dem Fischernetz im ehelichen Bett fängt und seine existenzielle Einsamkeit mit den tierisch-gierigen Mitmenschen zelebriert; Tragik in komischer Verpackung, mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachtet.
Trotz der sommerlichen Hitze ist Brechts Botschaft immer wieder lohnenswert und bei der akademisch-musikalischen Spielfreude vor allem für jüngeres Publikum geeignet.
Natalie Bost