Am Mittwoch, dem 16. Juni 2004, tritt um 20 s.t. wieder das Rue-du-Bonheur-Quartett bei uns auf. Einzelne Stücke aus dem Programm waren bereits in einem anderen Konzert zu hören, das unten kommentiert ist.
W. A. Mozart (1756-1791) |
Quartett für Flöte, Violine, Viola und Violoncello, KV 285 Allegro Adagio |
F. Mendelssohn- Bartholdy (1809-1847) |
Lied ohne Worte für Klavier, op. 62, Nr. 6 Frühlingslied Christian Kallenbach, Klavier |
G. Cassadó (1897-1966) |
Suite für Violoncello solo (1921) Preludio-Fantasia Sardana (Danza) Intermezzo e Danza Finale Peter Stadler, Violoncello |
W. A. Mozart (1756-1791) |
Streichquartett Nr. 3 G-Dur, KV 156 Allegro Presto Adagio Tempo di Menuetto Rue-du-Bonheur-Quartett |
F. Schubert (1797-1828) |
Streichquintett C-Dur D 956, op. posth. 163 Allegro ma non troppo Manuel Matthes, Violoncello, und das Rue-du-Bonheur-Quartett: Claudia Buchele, Violine Bernd Zippelius, Violine Elisabeth Lommer, Viola Peter Stadler, Violoncello |
Bereits mit fünf Jahren erhielt der spanische Cellist Gaspar Cassadó in der Musikschule seines Vaters in Barcelona Unterricht. Sehr früh zeigte sich sein Talent, und man schickte ihn nach Paris, wo der Stipendiat seine Studien bei Casals, Ravel und de Falla fortsetzte. Er begann seine Karriere nach dem Ersten Weltkrieg mit Tourneen durch alle Kontinente, bei denen er unter vielen berühmten Dirigenten seiner Zeit spielte, wie z. B. Furtwängler, Mengelberg oder Weingartner. Seine Kompositionen zeigen unverkennbar seine intensive Auseinandersetzung mit der Musik der spanischen Heimat. (Quelle: Programmheft)
Im September 1828, also kurz vor seinem Tod, schrieb Franz Schubert in einem regelrechten Schaffensrausch neben drei Klaviersonaten und 13 Liedern auch das Streichquintett C-Dur. Ein Kompositionsanlass für dieses Werk ist nicht bekannt, sehr wahrscheinlich arbeitete der Meister in Anlehnung an das kurz zuvor erschienen C-Dur-Quintett op. 29 von Ludwig van Beethoven. Mit einem wesentlichen Unterschied - und das ist die Besetzung. Mit der Verdopplung des Cellos - eines ist als Melodie-Instrument exponiert, das andere ist der Bass-Kontur verpflichtet - strebte Schubert in nahezu sinfonische Klangregionen. (Quelle: Programmheft)
Die Fränkische Landeszeitung hatte am 27. April 2004 einen ähnlichen Auftritt des Rue-du-Bonheur-Quartetts wie folgt kommentiert:
Neustadt – Sie studieren in Erlangen – nicht Musik, sondern Computerwissenschaften, Physik, Jura und Medizin: Claudia Buchele und Bernd Zippelius, Violinen, Elisabeth Lommer, Viola, und Peter Stadler, Violoncello.
Vor 30 Jahren noch hätten sie wohl ihr Hobby zum Beruf gemacht. Doch heutzutage sind die Stellen dermaßen rar geworden, dass musikalisch Hochbegabte ihrer Neigung lieber nebenberuflich nachkommen.
Die vier Studenten tun dies indem sie seit Oktober 2002 im Verbindungshaus der Akademisch-Musikalischen Verbindung Fridericiana Erlangen regelmäßig proben und im Großraum Erlangen-Nürnberg konzertieren.
In Neustadt waren sie am Sonntag in der Reihe der Rathauskonzerte des Förderkreises „pro musica“ zum ersten Mal zu hören, und ihr Debüt ließ aufhorchen. Auf dem Programm standen mit den Quartetten Nr. 3 G-Dur KV 156 von Mozart, op. 18 Nr. 4 von Beethoven und op. 12 Es-Dur von Mendelssohn Werke, die durchaus als typisch, ja stilbildend für die Gattung und ihre beiden Hauptepochen, eben Klassik und Romantik, gelten können. Das gilt sowohl für das heiter beschwingte Mozart-Quartett, als auch für Beethovens c-moll-Quartett, das schon in der Grundtonart einen herben, dramatischen Kontrast dazu setzte, und erst recht für Mendelssohns Streichquartett op. 12, das sich zwar im zyklischen Formdenken, also in der verzahnten Architektur der Sätze, am späten Beethoven orientiert, in seiner ausgeprägt lyrischen Tonsprache aber deutlich von ihm absetzt.
Die vor allem bei Beethoven und Mendelssohn erheblichen technischen Anforderungen bewältigten die vier jungen Musiker professionell, ihre musikalische Gestaltung zeugte von intensiven Werkstudium. Besonders gefielen die rhythmische Exaktheit und die ausgewogene Dynamik beim Mendelssohn: Romantische Musik lebt davon. Dass bei Beethoven die Fortestellen in den Allegri zu krass ausfielen, ist das natürliche Vorrecht der Jugend. Lebhafter Applaus dankte den Musikern, und der wurde durch eine erlesene Zugabe belohnt: einen kurzen Quartettsatz mit dem deutschen Titel „Frühlingsfest“ des Chinesen Li Tsching, ein charmantes Reiseandenken der ersten Geigerin.
Dieter Geißendörfer