Konzert zum Stiftungsfest 2000

Schon etliche Jahre ist es eine schöne Tradition, dass wir uns im Sommersemester der eher klassischen Stücke annehmen, während das Wintersemester die moderneren Formen Musical, Pop, Gospel, … zum Inhalt hat. Und so war es auch diesmal:

A. Vivaldi
(1678-1741)
Konzert G-Dur für 2 Violinen, 2 Violoncelli, Streicher und Continuo
Allegro – Largo – Allegro
Festorchester der AMV Fridericiana
J. S. Bach
(1685-1750)
Präludium und Fuge in g-Moll
(Orchesterfassung: R. Kaufmann)
Festorchester der AMV Fridericiana
J. Bock
S. Harnick
„Fiddler on the roof“ („Anatevka“)
  • Sabbath Prayer
  • If I Were A Rich Man
  • Sunrise, Sunset
  • Matchmaker
Chor und Festorchester der AMV Fridericiana

Das Musical in zwei Akten von Jerry Bock (Buch: Joseph Stein, Gesangstexte: Sheldon Harnick) folgt der Erzählung „Tevje, der Milchmann“ von Sholem Alejchem.

Der Komponist

Sein erstes Musical komponierte der 1928 im amerikanischen New Haven geborene Jerry Bock schon als 17jähriger, mit 28 erzielte er mit „Mr. Wonderful“ am Broadway den Durchbruch. 1964 dann „Fiddler on the Roof“ das damals weltweit wohl populärste Stück seiner Art, das in Deutschland als „Anatevka“ erfolgreich wurde. „Fiddler on the Roof“ spielt auf Chagall an, bei dem der Fiedler auf dem Dach ein wiederkehrendes Symbol ostjüdischen Lebens ist.

Die Handlung

Anatevka ist ein Dorf in der Ukraine, in der ein kleines Häuflein traditionsverhafteter Juden Zuflucht gefunden hat. Die Geschichte spielt 1905, kurz vor der Russischen Revolution. Die Zeiten sind unsicher, die alten Traditionen beginnen sich aufzulösen, die Willkür des zaristischen Regimes erreicht auch diesen entlegenen Winkel des russischen Reiches, und immer wieder gibt es antijüdische Ausschreitungen.

Unter den Bewohnern ist auch der naivfromme, schlitzohrige und auf seine eigene Art weise Milchmann Tevje. Er führt seine sechsköpfige Familie in Gottesfurcht und etwas Gotteshader durch eine sich wandelnde Zeit. Mit seinen (gefälschten) Bibelsprüchen, seinem Witz und seinem großen Herz ist er derjenige in Anatevka, der bereit ist, sich dem Neuen zu stellen. Muss er auch, denn nacheinander verlassen drei seiner fünf süßen Töchter das Elternhaus.

Zuerst Zeitel, die nach allen Traditionen den Schneider Mottel heiratet, außer dass sie als erste die Heiratsvermittlerin („Matchmaker“) Yente links liegen lässt. Das ginge ja ohne weiteres, sie lieben sich. Die zweite, Hodel, nimmt den wirren Revoluzzer Pertchik zum Manne, auch wenn sie ihm ins sibirische Exil nachreisen muss. Sie lieben sich und bekommen den Segen des großherzigen Patriarchen. Schließlich aber heiratet die dritte, die hübsche Chava, den Russen Fedja. Und das bricht sogar Tevje das Herz. Die Zeiten ändern sich, und die Leute von Anatevka müssen am Schluss ihre Heimat in Richtung Amerika verlassen.

Jeder in Anatevka ist wie ein Fiedler auf dem Dach krampfhaft bemüht, ein fröhliches Liedchen zu spielen, ohne herabzustürzen. Keiner ist reich, viele Wünsche sind offen. Auch Tevje muss seinen Karren selber ziehen, weil sein einziges Pferd lahmt. Was würde er nicht alles tun, wenn er einmal reich wäre („If I were a rich man“)!

Trotz aller Rückschläge und widrigen Umstände spiegelt das Musical den unverwüstlichen Humor der Bevölkerung wider, der als eine typische Eigenheit dieser jüdischen Gemeinschaften bekannt geworden ist.

R. Kaufmann
(2000)
„Bemerkenswerte Fauna“ – Lieder und Balladen
  • Der Kondor
  • Das Eichhörnchen
  • Das Stachelschwein
Chor und Klavier

Chorleiter Rüdiger Kaufmann hat weitere Gedichte seiner „Bemerkenswerten Fauna“ vertont, z. B. die Gedichte vom tragischen Ende des Stachelschweins Kasimir und vom fernwehkranken Kondor und vom Hörnchen, das nicht weiß, dass es ein Eichhörnchen ist; Uraufführung!

M. Ravel
(1875-1937)
Bolero
Festorchester der AMV Fridericiana

Das Publikum war so begeistert, dass es trotz der Hitze im Saal und trotz des umfangreichen Programms energisch Zugaben verlangte, die Dirigent Rüdiger Kaufmann nur mit Hinweis auf das Fehlen eines geeigneten Stücks vermeiden konnte.