Charles M. Drock, stellvertretender Bürgermeister von New York, gibt eine Party anläßlich seines 10. Hochzeitstages. Als die ersten Gäste Ken und Chris Gorman eintreffen, finden sie den Gastgeber mit einem durchschossenem Ohrläppchen vor und seine Gattin nebst Personal überhaupt nicht.
Um einen Skandal für Charley Brock und vor allem für sich selbst zu verhindern, wird versucht, die Wahrheit vor den anderen Gästen geheimzuhalten.
Es entsteht ein Lügengespinnst, in dem sich die vier eingeladenen Ehepaare verfangen und das selbst nach Bekanntgabe der scheinbaren Wahrheit für weitere Verwicklungen sorgt.
Neil Simon (geb. 4. Juli 1927 in New York City) ist einer der populärsten Dramatiker der USA. Er gilt v.a. als Autor für das sogenannte Boulevard-Theater.
Sein erstes Broadway-Stück erschien 1955, vorher hatte er für einige TV-Serien Drehbücher geschrieben. Den endgültigen Durchbruch brachte ihm 1963 sein Stück „Barfuß im Park“ mit Robert Redford in der männlichen Hauptrolle.
Simons berühmtestes Musical ist „Sweet Charity“.
… fanden von 27.–30. Juli 1997 in der Glückstraße 3 statt. Es wirkten mit:
Chris Gorman | Silke Weller |
Ken Gorman | Hannes Egger |
Claire Ganz | Katrin Schönbeck |
Leonard Ganz | Werner Groer |
Cookie Cusack | Anja Stoya |
Ernie Cusack | Florian Klein |
Cassie Cooper | Iris Reinhold |
Glenn Cooper | Frank Farnschläder |
Ben Welch | Lucius Heydenreich |
Regie | Fabian Guillery |
Regieassistenz | Clemens Heydenreich |
Bühnenbau | Markus Krach Alexander Fiedel |
Technik | Andreas Brostmeyer |
Technical Consultant | Carsten Bokholt |
Chef-Souffleuse | Andrea Lachnitt |
Souffleusen | Petra Döring Ulrike Finger |
Theaterwart | Stephan A. Klein |
Die Erlanger Nachrichten brachten folgende Kritik:
Amerika, du hast es besser (und doch auch wieder nicht), du hast Stückeschreiber wie Neil Simon, die fürs sogenannte „Boulevard“ mehr Talent im kleinen Finger als viele unserer meist sinnfreien Nonsens produzierenden „Autoren“ im ganzen Körper haben.
Umso schmerzlicher ist es dann, mitzuerleben, wie ein Schreiberling vom Schlage eines Neil Simon im Verlauf eines einzigen Stückes die anfänglich diabolisch funkelnde Ironie immer mehr dem possenhaften Quatsch opfert, einer mäandernden Belanglosigkeit, die sich aber kongenial mit ihrem Inhalt deckt.
Dabei hätte alles so schön sein können: In „Gerüchte, Gerüchte“, das die AMV Fridericiana an ihrem Verbindungshaus aufführte, startet der „erfolgreichste Broadway-Autor aller Zeiten“ zu Beginn voll durch, stellt in boshafter Genauigkeit, ohne die Karikatur bemühen zu müssen, vier auf eine Party eingeladene Paare aus der Upper Class der Reichen und Erfolgreichen vor und konfrontiert sie mit dem Selbstmordversuch ihres Gastgebers, der vertuscht werden muß.
Aus dem sich verselbständigenden Versteckspiel entwickelt Simon zunächst eine hochenergetische Salonkomödie voller Esprit, Charisma und scharfzüngiger Gemeinheiten. Die snobistischen Hyänen und High Society werden scharf konturiert, das zynische Bonmot hat Hochkonjunktur.
Aber dann gibt Simon im zweiten Teil leider jegliche satirische Zurückhaltung auf, als sich die Personen in ihrem eigenen Lügengespinst verfangen, müder Slapstick wird hervorgezerrt, das ganze Ding geht den albernen Comedy-Bach runter.
Das wäre alles zum Haareraufen, gäbe es nicht das vorzügliche Ensemble, das Regisseur Fabian Guillery ständig in Bewegung hält.
Vor allem die weiblichen Rollen sind punktgenau besetzt, die Akteurinnen spielen wie aus einem Guß, verkörpern perfekt die vom Heimchen am Herd über die hypernervöse Allergikerin und enttäuscht-wutschnaubende Rachefurie bis zur alles garstig kommentierenden Schlange reichende Palette an weiblichen Standard-Klischee-Rollen.
Das ist das durchgehend Unterhaltende an diesem janusköpfigen Stück Boulevardtheater.
Heute wird das Stück noch einmal um 20 Uhr im Verbindungshaus in der Glückstraße 3 gespielt.
Manfred Koch