In dem 1957er Theaterstück wird in einer Gerichtsverhandlung für uns, das Publikum, rekonstruiert, wie eine unglückliche Liebe ihren tödlichen Ausgang nimmt.
Pavel Kohout selbst schreibt: „So eine Liebe ist vor allem denen zugedacht, die sich tagtäglich das Recht nehmen, die Schicksale anderer zum Schauspiel zu machen, ohne sich selbst verpflichtet zu fühlen, sie zu begreifen und sie wenigstens in einem Bruchteil als ihre eigenen zu erkennen. Denen, die eben erlebte Tragödien abstreifen, um sie morgen zu vergessen; die sogar übermorgen anfangen, neue vorzubereiten. So eine Liebe ist natürlich auch denen zugedacht, die zulassen, dass der Lärm der Zuschauer ihr eigenes Gewissen und Herz übertönt. Es besteht kein Zweifel, dass sie so durch eigenes Verschulden zu tragischen Figuren alltäglicher Dramen werden. Glauben Sie aber, dass Sie weder zu den einen noch zu den anderen gehören, verletzt dieser Vorfall Ihre Gefühle (und damit auch unsere Gesellschaft, was oft gleichgesetzt wird) – werfen Sie den ersten Stein!“
Pavel Kohout (* 20. Juli 1928 in Prag) ist ein tschechischer Schriftsteller und Politiker.
Als Mitglied der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei war er einer der Wortführer des Prager Frühlings. Nach dessen Scheitern wurde er 1969 aus der KP ausgeschlossen. Er war Mitverfasser und Unterzeichner der Charta 77. Daraufhin erfolgte die Ausweisung aus seiner Prager Wohnung. Er wurde 1979 mit seiner Frau Jelena ausgebürgert und ist seit 1980 österreichischer Staatsbürger. Seit 1989 konnte er wieder in der Tschechoslowakei publizieren. Pavel Kohout lebt in Prag und Wien. (Quelle: Wikipedia)
Sie | Andrea Bohland |
Er | Hannes Egger |
Lida Petrus | Alexandra Freidl |
Toschek | Christian Wetzel |
Milan Stibor | Clemens Heydenreich |
Stibors Muttur | Dagmar Stötzer |
Lida Matys | Ina Haendle |
Der Kellner | Kai S. Guenzel |
Die Frau im Talar | Nicole Schymiczek |
Majka Hrabat | Silke von Kobylinski |
Kral | Stefan Mayer |
Peter Petrus | Uli Breimaier |
Regie | Christian von Normann |
Bearbeitung | Andrea Bohland Hannes Egger Dagmar Stötzer |
Souffleuse | Andrea Bohland |
Kostüme | Michaela Bokholt |
Technik, Organisation etc. | Andreas Brostmeyer Carsten Bokholt Horst Gwinner Christian Wetzel Holger Strichau |
Am 27. Juli 1995 schrieben die Nürnberger Nachrichten:
Generalprobe. Die letzten Handgriffe. Beleuchtungskorrekturen. Die Schauspieler fiebern auf die Premiere zu. Und das Proben hat sich gelohnt! Ausdrucksvoll spielt die Theatergruppe der AMV Fridericiana in diesem Sommersemester das Stück „So eine Liebe“ von Pavel Kohout.
Vier Angeklagte rechtfertigen sich für ihr Verhalten vor einer Frau im Talar. Der Regisseur Christian von Normann lenkt den Blick des Zuschauers durch karge Bühnenausstattung und wenige Requisiten ausschließlich auf die Schauspieler. Ihnen gelingt es, auf der relativ kleinen Bühne vorangegangene Verstrickungen der Angeklagten transparent zu machen.
Unter den wahrheitssuchenden Fragen der Frau im Talar (gut besetzt mit Nicole Schymiczek), prallen die Sichtweisen der Angeklagten aufeinander, besonders Ina Haendle als Lida Matys überzeugt durch ihre Ungezwungenheit. Mit der emotionsgeladenen Darstellung wird ein Spannungsfeld aufgebaut, dem sich der Zuschauer nicht entziehen kann.
So wird Kohouts Ziel vom Theater erreicht: Die Frau im Talar verläßt zwar die Bühne, das Publikum jedoch bleibt mit der Frage nach der Schuld am Schicksal der Lida Matys zurück. Letzte Aufführung: heute um 20 Uhr, Glückstraße 3.
Jutta Fleckenstein