O'zapft is! Auf dem Münchner Oktoberfest tummeln sich allerhand gut gelaunte Besucher und merkwürdige Gestalten. Kaltes Bier, schöne Frauen und laute Musik sorgen für eine riesen Gaudi!
Doch Kasimir ist nicht nach Feiern zumute, als seine Verlobte Karoline ihn zum Volksfest mitnimmt. Der Chauffeur hat vor kurzem die Arbeit verloren und fürchtet nun um seine Existenzgrundlage.
Der Ausflug auf die Wiesn beginnt mit einem Streit, woraufhin beide auseinander gehen. Karoline sucht Trost beim schüchternen Schürzinger. Von der Situation überfordert, denkt die Büroangestellte über mögliche Alternativen zu ihrem jetzigen Leben nach. Zur selben Zeit begegnet Kasimir einem ehemaligen Kollegen, der ihn für zwielichtige Geschäfte ausnutzen möchte.
Im Laufe des Abends treffen sich Kasimir und Karoline immer wieder und diskutieren über ihre Beziehung. Gibt es für sie eine gemeinsame Zukunft?
Ödön von Horváth bezeichnete sein 1932 uraufgeführtes Volksstück selbst als „Ballade von stiller Trauer, gemildert durch Humor“.
Aufführungen: 31. Januar, 1. Februar, 2. Februar und 4. Februar 2014, jeweils um 20 Uhr, im Saal der AMV Fridericiana Erlangen, Glückstraße 3, 91054 Erlangen. Eintritt frei!
Kasimir | Moritz Maria Helgath |
Karoline | Corinna Pfarr |
Rauch | Christian Bott |
Speer | Florian Erbesdobler |
Direktor der Freakshow | Ulrike Drechsler |
Liliputaner | Caroline Strobl |
Schürzinger | Martin Amendt |
Der Merkl Franz | Dimiter Konowalow |
Dem Merkl Franz seine Erna | Laura Eyselein |
Elli | Hanna Pieper |
Maria | Katja Steinki |
Der Mann mit dem Schweinekopf | Marten Wehrhahn |
Juanita | Corinna Grümpel |
Musikerin | Tanja Hackenberg |
Licht | Gregor Breun |
Maske | Tanja Hackenberg |
Assistent für besondere Aufgaben | L. Lasso |
Regieassistenz | Tanja Hackenberg |
Text und Regie | Johann Pfeiffer |
Theaterwart | Dimiter Konowalow |
Die Erlanger Nachrichten brachten (nach einer Ankündigung am 30. Januar) am 4. Februar 2014 im Lokalteil diese Kritik:
Das AMVi-Theater, die Theatergruppe der Akademisch-Musikalischen Verbindung Erlangen (AMV), zeigt derzeit im AMV-Verbindungshaus, Glückstraße 3, Ödön von Horváths Volksstück „Kasimir und Karoline“.
Wer sind hier eigentlich die wahren Freaks? Der traurige Lilliputaner, der aufbrausende Typ mit dem Schweinsrüssel, die haarige „Affenfrau“ Juanita, also die „Kreaturen“, die der pompöse Direktor der Freakshow marktschreierisch auf dem Oktoberfest der beginnenden 1930er Jahre präsentiert? Oder sind es doch eher die durchs Leben taumelnden, vom Leben gebeutelten Festbesucher, die sich eher verzweifelt denn frohgemut um Amüsement bemühen?
Die szenische Episodenhaftigkeit von Ödön von Horváths traurig-melancholischem Reigen umreißt in mehr oder weniger langen Sequenzen die Geschichte eines Liebespaares, das zueinander nicht richtig kommen kann: Milieu, Charaktere und die deprimierenden ökonomischen Verhältnisse der Weltwirtschaftskrise verhindern das Happy-End zweier Liebender, die im Grunde ganz gut zusammenpassen würden. Schlaglichtartig wird zudem ein scharf umrissenes Panoptikum von Haltungen und Stimmungslagen kreiert, das Bände spricht: Dumpfe Bierseligkeit, billiges Vergnügen und geile Gelüste verdecken nur notdürftig die Verzweiflung der Protagonisten.
Konzentriert und konsequent inszeniert Regisseur Johann Pfeiffer diesen balladesken Fatalismus, schreckt auch nicht davor zurück, die Szenen mit all ihren häufigen schweigsamen Momenten enorm in die Länge zu ziehen – die Sprach- und Hilflosigkeit der Figuren wird dann beinahe physisch greifbar. Während ringsumher besinnungslose Gaudi herrscht (hübsch pantomimisch als gespielte Endlosschleifen ins Bild gesetzt), spielen sich im Vordergrund in kurzen, knappen Dialogpassagen, in denen kein Wort zuviel gesagt wird, echte Schicksale ab. Dazu findet die Regie immer wieder atmosphärische Stimmungsbilder, die im besten Sinne anrührend wirken.
Dass das gut eingespielte Ensemble in Wort und Kostüm – auf Wunsch des Regisseurs, da er die AMV verlässt(*) – auch immer mal wieder frühere AMV-Inszenierungen zitiert, stört interessanterweise keineswegs, so dicht ist die Sache gestrickt.
mko
(*) Anmerkung des Webmasters: Der Regisseur startete ins Berufsleben und verließ daher Erlangen, nicht aber die AMV.