Es wurde Die zwölf Geschworenen von Reginald Rose gegeben. Das Stück spielt im Geschworenenzimmer eines Gerichts in einer amerikanischen Großstadt. Ein junger Mann wird angeklagt, seinen Vater erstochen zu haben. Zwölf Geschworene haben ein einstimmiges Urteil zu fällen, ob der Angeklagte schuldig oder nicht schuldig ist. Stimmen sie für schuldig, wird der junge Mann zum Tode verurteilt.
Das Gremium setzt sich aus Menschen der unterschiedlichsten sozialen Schichten zusammen, und ebenso verschieden sind ihre Charaktere. Gleich zu Beginn der Urteilsfindung stimmen sie für eine erste Bestandsaufnahme ab. Elf der Geschworenen halten den Angeklagten für schuldig, für sie sprechen die Beweise und Indizien eine eindeutige Sprache. Nur die Geschworene Nr. 8 hat ihre Zweifel und stimmt für unschuldig, sehr zum Mißfallen all jener, für die der Schuldspruch reine Formsache schien. Der Prozeß muß noch einmal reflektiert und besprochen werden, und so erfährt das Theaterpublikum immer mehr Details zum Fall, erlebt, wie nach und nach Ungereimtheiten in der Verfahrensführung auftauchen und wie die Geschworene Nr. 8 mit ihren Zweifeln nicht alleine bleibt.
Die Spielvorlage zieht das Publikum einerseits durch das kriminalistische Puzzle in seinen Bann, das Stück für Stück zusammengesetzt wird, und andererseits durch die Biographien der einzelnen Geschworenen, die sich beim Zuschauen mehr und mehr erahnen lassen. Je schwieriger es den Geschworenen fällt, den Fall zu „erledigen“, je unmöglicher eine objektive Haltung erscheint, umso spannender wird die Geschichte, bis sie sich schließlich in einer letzten, überraschenden und schmerzhaften Wendung ihr Ende findet. (nach: http://www.fdvw.ch)
Reginald Rose (1920–2002) ist in New York City geboren, wo er das City College besuchte, das er jedoch vorzeitig und ohne Abschlußprüfung verließ, um als Lagerverwalter, kaufmännischer Angestellter, Werbetexter und später als Pressemann bei Warner Brothers zu arbeiten.
1951 begann er, für den US-Sender CBS zu schreiben. Mit „Twelve Angry Men“ („Die Zwölf Geschworenen“) gelang ihm 1954 der Durchbruch. Das auf einem authentischen Fall basierende Fernsehspiel wurde mit einem Emmy ausgezeichnet. 1957 schrieb Reginald Rose zusammen mit Henry Fonda, der auch die Hauptrolle spielte, eine Kinoversion, die für den Oscar nominiert wurde.
Den Weg auf die Bühne fanden „Die zwölf Geschworenen“ nicht in den USA, sondern 1958 in Deutschland. Der Drehbuchautor, Dramaturg und Übersetzer Horst Budjuhn schrieb eine modifizierte Bühnenfassung „für ein übernationales Verständnis“, die an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt und danach an unzähligen deutschen Bühnen nachgespielt wurde. 1964 schrieb Reginald Rose eine eigene amerikanische Bühnenversion des Stücks. 1997 wurde „Twelve Angry Men“ erneut für das Fernsehen verfilmt, mit einer multikulturellen Besetzung, die im Amerika der fünfziger Jahre nicht denkbar gewesen wäre.
Weitere Stücke des mehrfach ausgezeichneten Autors sind „Schwarzer Montag“ (1962), „Die Krise“ (1967) und „Die lieben Freunde“ (1980). (nach: http://www.fdvw.ch)
Obfrau | Anya Filipp |
Nr. 2 | Albrecht Petzold |
Nr. 3 | Christian Kallenbach |
Nr. 4 | Petra Eckardt |
Nr. 5 | Sabine Bauer |
Nr. 6 | Jörg Auber |
Nr. 7 | Thomas Dinkel |
Nr. 8 | Christiana Link |
Nr. 9 | Diana Kapfenberger |
Nr. 10 | Stefanie Kornelsen |
Nr. 11 | Agnes Krysinski |
Nr. 12 | Katja Bauer |
Gerichtsdiener | Florian Stadler |
Regie | Klaus Speck |
Souffleur | Wolfgang Tiebel |
Technik | Tobias Hopfner |
Bühne | die Schauspieler, sowie: Tobias Dehm Matthias Martmüller Nico Runge Christian Krieger Bernd Zippelius Bernd Bittersohl Max Tillmann |
Die Erlanger Nachrichten brachten am 31.01./01.02.2004 folgende Kritik:
„Jetzt bring ich den Laden mal ein bißchen in Schwung. Ich stimme für 'nicht schuldig'!“ Ein starkes Wortgefecht liefern sich die zwölf Geschworenen in Reginald Roses gleichnamigem Stück. Inszeniert von der AMV Fridericiana, geht es um die einstimmige Urteilsfindung über Leben und Tod. Scheint das Todesurteil zu Beginn noch eindeutig, so werfen die Tatbestände im Laufe der Diskussion zunehmend Zweifel auf. Ein kontroverses Stück, das die Theatergruppe unter Regie von Klaus Speck überzeugend dargestellt hat.
Das Bühnenbild ist einfach, aber aussagekräftig gestaltet. Ein langer Tisch, drei Fenster im Hintergrund, die Ausblick auf eine Großstadt geben. Daneben prangt die Flagge der Vereinigten Staaten. Die zwölf Geschworenen bilden ein Ensemble verschiedener amerikanischer Charaktere: eine strenge Börsianerin, eine Südstaatenfrau, ein einfältiger Sportfreak, ein finanzstarker Aufschneider und eine sozialkritische Frau, die alles in Frage stellt. Dabei handelt es sich um eine Abwandlung der originalen Vorlage, in der alle Geschworenen männlich sind.
Die Kostüme unterstreichen deren Persönlichkeit. Dennoch ist die schauspielerische Darbietung frei von Klischees. Trotz Laienschauspielern ist die Inszenierung vorwiegend schwungvoll und mitreißend. Besonders das dynamische Spiel von Christian Kallenbach, Thomas Dinkel und Christiana Link verleiht der Aufführung enormes Tempo.
„Die zwölf Geschworenen“ ist das erste Theaterstück, bei dem Klaus Speck die Regie übernommen hat. Ein Zeitungsinserat der AMV Fridericiana führte ihn zu seiner neuen künstlerischen Herausforderung. Speck: „Das Leben ist ein großes Theater. Die Erfahrungen, die ich darin gesammelt habe, habe ich jetzt auf die Bühne transportiert.“
Im Verlauf der Diskussion auf der Bühne werden dem Zuschauer die Schwierigkeiten der Geschworenen deutlich vor Augen geführt. Nur die emotional tragischen Momente sind stellenweise schwer nachvollziehbar. So wird der Zuschauer gerade in der entscheidenden Endszene mit einem Umschwung konfrontiert, der so plötzlich aus dem Boden schießt, daß er an Überzeugungskraft entbehrt. Gewiß ist jedoch, daß alle Mitwirkenden der AMV Fridericiana ein Stück auf die Beine gestellt haben, das sowohl inhaltlich als auch darstellerisch großen Eindruck hinterläßt.
Andrea Mayer