Vorstellungen am 12., 13. und 14. Juli um 20 Uhr, jeweils in unserem Saal in der Glückstraße 3 in Erlangen.
Kurtl Fellner und Heinzi Bösel sind im Auftrag der niederösterreichischen Landesregierung unterwegs, um die Qualitäten der Wirtshäuser in der Republik unter die Lupe zu nehmen. Dem Duo entgeht dabei nicht die kleinste Unstimmigkeit. Während der eine Schnitzel testet, nimmt der andere die sanitären Einrichtungen in Augenschein, aber wie auch immer die Bewertung ausfällt, einer Sache kann man sich sicher sein: Der Wirt verfolgt die beiden mit Argusaugen und lässt sich nicht alles gefallen.
Diese Tragikomödie der beiden österreichischen Kabarettisten Josef Hader und Alfred Dorfer behandelt eine Männerfreundschaft, die tiefer geht, als die vordergründig derben Scherze und bitterbösen Sprüche vermuten lassen.
„Der Laotse sagt: Setz dich an den Fluss und warte, bis die Leiche deines Feindes vorüberschwimmt. Weil die Inder haun die Toten in den Fluss. Stell dir vor, das würden's bei uns machen. Da gäb's keinen Fremdenverkehr …"
Moritz Helgath
Heinz Bösel | Tobias Dehm |
Kurt Fellner | David Steeger |
Wirte/Arzt | Johann Pfeiffer |
Maske | Stephanie Mousset |
Technik, Soufflage |
Gregor Breun |
Musik | Florian Obstmeier |
Regie | Moritz Helgath |
Die Erlanger Nachrichten brachten am 16. Juli 2013 im Lokalteil diese Kritik:
Das AMVi-Theater der AMV Fridericiana Erlangen präsentierte im Verbindungshaus die österreichische Tragikomödie „Indien“ von Josef Hader und Alfred Dorfer.
Eigentlich ist dieses sarkastisch-melancholische Ding bereits ein moderner Klassiker. Als vor genau zwanzig Jahren die Film-Version des 1991 entstandenen Theaterstücks mit den beiden Autoren in den Hauptrollen angelaufen war, wussten die Rezensenten nur Bestes zu berichten. Zwei verbeamtete Tester sind im Auftrag des Fremdenverkehrsamtes in der niederösterreichischen Provinz unterwegs, um Gasthäuser auf die Einhaltung von Hygienebestimmungen und gewerberechtlichen Vorgaben zu überprüfen. Hier der wortkarg-knurrige Heinz Bösel, dort der bieder-pedantische Kurt Fellner. Zwei Gestrandete, die sich erst zusammenraufen müssen, in trostlosen Wirtshaus-Kaschemmen.
Mit genauestens beobachtendem Blick fokussieren sich die Autoren auf die sich entwickelnde Dynamik einer Zweierbeziehung, deren Protagonisten unterschiedlicher nicht sein könnten – und die dann doch zueinander finden. Während es in der ersten Hälfte bösartig-funkelnd zugeht, wird es in der zweiten, mit der Krebserkrankung Fellners, schlichtweg ergreifend. Die Dialoge sind beißend, scharfzüngig, bösartig, Kabarett als Spielhandlung.
Ein Stück mithin für Schauspieler, und mit Tobias Dehm (Bösel) und David Steeger (Fellner) hat da Regisseur Moritz Helgath zwei besonders talentierte Akteure an der Hand. Steeger gibt den linkisch-verklemmten Fellner mit einer ganz eigenen Grandezza, derweil Dehm dem zynischen Proll Bösel schärfste Konturen verleiht. Ein köstliches Aneinandervorbei-Existieren läuft grantelnd ab, aber immer lassen die Schauspieler durchscheinen, dass hier zwei im Grunde sehr verletzte und verletzliche Menschen agieren. Die krachenden Momente kommen ebenso gut wie die ganz leisen, sachten, traurigen. Besser geht Amateurtheater nicht.
mko, Erlanger Nachrichten vom 16. Juli 2013