„Der Gruftwächter“ – AMVi-Theater

Szene aus der Aufführung von „Der Gruftwächter“: Gruftwächter und Fürst

Fürst: Und eine Wache in der Gruft selbst?
Kammerherr: Sie hät­te mei­ner Mei­nung nach einen po­li­zei­li­chen Ne­ben­sinn, sie wä­re wirk­li­che Be­wa­chung un­wirk­li­cher, dem Mensch­li­chen ent­rück­ter Din­ge.
Fürst: Die­se Gruft ist in mei­ner Fa­mi­lie die Gren­ze des Mensch­li­chen, und an die­se Gren­ze will ich ei­ne Wa­che stel­len.
Ein Fürst und sein Kam­mer­herr un­ter­hal­ten sich. Schließ­lich wird der Gruft­wäch­ter hin­zu­ge­zo­gen. Des­sen Amts­be­richt lässt gro­tes­ke Fi­gu­ren ent­ste­hen: Die Vor­stel­lung von Ver­gan­ge­nen ent­puppt sich le­dig­lich als Kon­struk­ti­on der Le­ben­den, und schon längst be­gehrt die ver­meint­lich to­te Ver­gan­gen­heit Zu­tritt zur Ge­gen­wart.

Es ist das Un­be­greif­ba­re, Wan­del­ba­re, Ver­un­si­chern­de. – Franz Kaf­ka ent­wirft in sei­nem ein­zi­gen dra­ma­ti­schen Ver­such ein Schat­ten­sze­na­rio, in dem vie­les ans Licht kommt und doch nur um­so mehr im Dun­keln ver­schwin­det. Span­nun­gen zwi­schen den Cha­rak­te­ren, Ring­käm­pfe um fes­te Iden­ti­tä­ten und Ori­en­tie­rung, Druck der Ver­gan­gen­heit – und im Mit­tel­punkt der Gruft­wäch­ter, der an der Gren­ze zwi­schen den To­ten und dem Mensch­li­chen wacht.

Das AMVi-Theater Erlangen spielt Franz Kafkas „Der Gruft­wäch­ter“ als Mit­ter­nachts­the­a­ter im Rah­men des SV-Fes­tes am Frei­tag, 25. Mai 2012 um 23 Uhr in der Cru­cis­kir­che Son­ders­hau­sen.

Mitwirkende

Der Fürst Christian Bott
Der Kammerherr Christian Kallenbach
Der Gruftwächter Caroline Strobl
Herzog Ulrike Drechsler
   
Schlagwerk Carsten Kronauer
Maske und Soufflage Miriam Schuppert
Inszenierung Julian Schuppe
Szene aus der Aufführung von „Der Gruftwächter“: Der Kammerherr