„Die Hölle selbst kann nicht wüten wie eine verschmähte Frau.“
Das AMVi-Theater erzählt eine alte Geschichte unter neuen Vorzeichen. Ändert sich der Verlauf der Geschichte mit Frauen an der Macht? Handelt eine Frau in derselben Situation wie ein Mann oder kann sie ihre Natur überwinden? Herrscht sie mit Milde oder überbietet sie an Grausamkeit jeden Mann? Sucht sie den friedlichen Weg, oder geht sie mit wilder Entschlossenheit jedem Widerstand entgegen? Ist das Streben nach Macht und Ansehen in der menschlichen Natur verankert, nicht nur in der männlichen?
Das Königreich Schottland, die Halbinsel in Englands nördlichem Schatten, von allen Seiten bedroht und innerlich zerstritten. Die neueste Revolte wird dank Macbeth und Banquo niedergeschlagen. In den Nachwehen der Schlacht begegnen die beiden ihrem Schicksal in Form dreier Hexen. Die Prophezeihungen der Hexen wecken die schlafenden Ambitionen in Macbeth, und als sie sich zum Teil erfüllen, kommt die Heldin Macbeth nicht mehr zur Ruhe. Ihr Mann heizt sie an, und schließlich folgt der Mord an der Königin Dunca und die Machtergreifung Macbeths. Die Thronerbin Leitis muss nach England fliehen. Das Spiel hat begonnen, doch gibt es mehrere Spieler, und nicht alle spielen fair.
Welche Rolle spielt Macduff? Warum muss Banquo sterben? Kann und will Macbeth ihrem Schicksal entrinnen?
Premiere: 8. Juli 2011
Weitere Aufführungen: 9. und 10. Juli 2011
jeweils 20.00 Uhr im Saal der AMV Fridericiana Erlangen, Glückstraße 3
Macbeth | Anna Al-Naseri |
Lord Macbeth | Gregor Breun |
Macduff | Jacqueline Grzeszik |
Leitis | Katja Steinki |
Dunca | Tanja Hackenberg |
Banquo | Denise Huth |
Fleance | Mareike Schulz |
Kendra | Lena Griebel |
Blair | Carolin Strobl |
Mörder | Lena Griebel |
Erste Hexe | Katja Steinki |
Zweite Hexe | Mareike Schulz |
Dritte Hexe | Tanja Hackenberg |
Inszenierung | Simon Goebels |
Dramaturgie | Thomas Renner |
Beleuchtung | Ralf Engelbrecht |
Ton | Julian Schuppe |
Maske | Miriam Schuppert |
Viele Fotos von der Generalprobe und der Besetzung finden sich in unserem Online-Album.
Die Erlanger Nachrichten urteilten am 12. Juli 2011 im Kulturteil so:
Was Mann ward Weib, was Weib ward Mann: Das „AMVi“-Theater inszenierte unter der Leitung von Simon Goebels Shakespeares „Macbeth“ mit weiblicher Besetzung. Einzige Ausnahme: Lord Macbeth.
Die Story orientiert sich in weiten Teilen am Original. Mit der Formel „Recht ist falsch und falsch ist recht“ beschwören die drei Hexen Macbeth' blutigen Aufstieg zu Schottlands Herrin. Die Verssprache entspricht der Ständeklausel für die Tragödie aus dem frühen 17. Jahrhundert. Ganz und gar nicht standesgemäß sind allerdings die Frauen, die sich hinter den Gesichtslarven verbergen. Sie spielen keine Männerrollen, sondern haben diese in Frauenfiguren umgewandelt.
Dass frau es hier mit Kriegerinnen zu tun hat, unterstreichen weibliche Anreden und eine „gegenderte“ Sprache. Auf der Handlungsebene wird die Verkehrung traditioneller Rollen nicht thematisiert. Eher vermögen Andeutungen Rollenklischees in den Zuschauerköpfen durcheinanderzuwirbeln.
Hartherzig, grausam und machtlüstern sind die Kriegerinnen allesamt. Dominant und elegant ist Macbeth (Anna Al-Naseri) selbst dann noch, als Blutgeruch und der Geist Banquos (überzeugend neckisch: Denise Huth) ihr den Schlaf rauben. Einem Brechen gleich dagegen ist jedes Wort der Prinzessin Leitis (Katja Steinki), der Verachtung ins Gesicht geschrieben steht. Einen magischen Gegenpol zu dieser Amazonenhaftigkeit bilden die entrückten, in fließenden Bewegungen umherschleichenden Hexen.
Die Degenkämpfe – geschmeidig, agil und fern jeglicher Albernheit – bleiben den Kriegerinnen vorbehalten. Lord Macbeth (wirkt schwächlich unter all den starken Frauen: Gregor Breun) muss seine Gattin zuletzt mit bloßen Händen erwürgen, ehe er selbst durch Macduff (wild: Jacqueline Grzeszik), die seine Liebe verschmäht, fällt. Dieses Version hat alles, was ein gutes Theaterstück braucht: Ein spannender Plot, hinreißende Schauspielerinnen und schaurige Klänge, die die passende Atmosphäre schaffen. Eine Neuinterpretation eines Klassikers mit Tiefe!
Jasmin Siebert, Erlanger Nachrichten vom 12. Juli 2011