„Lady Windermeres Fächer“ – Theater

Szene aus der Aufführung von „Lady Windermeres Fächer“ am 7. Juli 2007. Bild von Ralf Engelbrecht; danke!

Das Stück: „Lady Windermeres Fächer“

Lady Windermere steht zwi­schen den Fron­ten. Sie muss sich ent­schei­den zwi­schen Pflicht und Nei­gung, zwi­schen ih­rem Mann und Lord Dar­ling­ton, ihrem Ver­eh­rer. Die La­ge droht zu es­ka­lie­ren, als Lord Win­der­mere zur Ge­burts­tags­fei­er sei­ner Frau sei­ne ver­meint­li­che Ge­lieb­te mit­bringt. Doch ist Mrs. Er­lynne wirk­lich, was sie zu sein scheint? Und wel­che Rol­le spielt da­bei das Ge­schenk des Lords, wel­che Rol­le spielt … La­dy Win­der­meres Fä­cher?

Der Autor: Oscar Wilde

Der irische Schriftsteller (* 16. Ok­to­ber 1854 in Dublin, + 30. No­vem­ber 1900 in Pa­ris) wur­de im prü­den vik­to­ri­a­ni­schen Eng­land für sei­ne Wer­ke be­wun­dert und war gleich­zei­tig we­gen sei­nes ex­tra­va­gan­ten Le­bens­stils als Skan­dal­au­tor, Up­sty­ler und Dan­dy ver­schrien. Ne­ben den Ge­sell­schafts­ko­mö­di­en, zu de­nen auch „La­dy Win­der­meres Fä­cher“ ge­hört und die als sei­ne bes­ten li­te­ra­ri­schen Kre­a­ti­o­nen gel­ten, ver­fass­te er auch Ge­dich­te, Es­says, Mär­chen und ver­schie­de­ne Er­zäh­lun­gen. (Quelle: http://de.wikipedia.org)

Die Aufführungen

Die Aufführungen fanden vom Freitag, dem 6. Juli 2007, bis Sonntag, dem 8. Juli 2007, jeweils um 20.00 Uhr in unserem Saal in der Glückstraße 3 statt. Es wirkten mit (Bilder von Ralf Engelbrecht; danke!):

Lady Windermere Martina Weingärtner
Lord Windermere Simon Goebels
Lord Darlington Thomas Renner
Mrs. Erlynne Tanja Hackenberg
Lord Augustus Lorton Daniel Rothenbüchner
Mr. Cecil Graham Alexander Brandl
Mr. Dumby Tobias Dehm
Herzogin von Berwick Ulrike Drechsler
Lady Agatha Carlisle Carola Preiss
Mr. Hopper Maria Kozlowska
Lady Plymdale Tonja Preuß
Lady Stutfield Lisa Klausmann
Mrs. Cowper-Cowper Mareike Schulz
Butler Parker Klaus-Dieter Schuh
Technik Mario Matthias
Daniel Rothenbücher
Souffleur Max Tillmann
Regie Mario Matthias

Viele weitere Bilder sind in der Bildergalerie zu finden.

Die Erlanger Nachrichten brachten am 10. Juli 2007 im Kulturteil folgende Kritik:

Spitzes Gezüngel und zynisches Tönen

Fridericiana spielte Oscar Wilde

Nein, einen Paukenschlag als schlussendliche Krönung braucht dieses Stück nicht, dafür ist es zu gut gebaut. Die immense innere Spannung, die es permanent durchzieht, genügt völlig. Und der Humor kommt auch nicht zu kurz. „Lady Windermeres Fächer“ von Oscar Wilde ist eine von jenen grundgescheiten, hellsichtig die Umtriebe der so genannten „besseren Gesellschaft“ des viktorianischen Zeitalters entlarvenden Gesellschaftskomödien, die durch ihre sprachlichen Finessen und filigranen Personenzeichnungen auch heute noch besten Unterhaltungswert besitzen. Die Theatergruppe der AMV Fridericiana hat das Wilde'sche Werk nun in ihrem Verbindungshaus in der Glückstraße aufgeführt.

Charaktervolle Studie

Die Truppe, bestehend natürlich ausschließlich aus Amateuren, ist erstaunlich homogen. Da ergreift jeder dankbar die Gelegenheit, aus seiner Rolle, und sei sie noch so klein, eine charaktervolle Studie oder zumindest eine Schmunzeln machende Charge zu formen. Die Personage lädt nun auch wahrlich dazu ein: Wilde gesellt zu dem dramatischen Geschehen im Vordergrund, das sich um (vermeintlichen) Liebesverlust, um echte und betrogene Gefühle, um fatale Missverständnisse und schicksalhafte Existenzen dreht, ein hochkomisches Sammelsurium von bürgerlichen Hofschranzen, die sich allesamt am kaltschnäuzig-skurrilen Ringelpietz mit Anfassen massiv beteiligen.

Unmoralisch ablästern

Hier laufen Wilde und die Fridericiana-Mimen zur Hochform auf: Es züngelt spitz, es tönt zynisch, die Herren der Schöpfung, junge wie alt gewordene Dandys der stets nach ihrem Vorteil gierenden Sorte, lungern arbeitsscheu herum und lästern unmoralisch ab. Und die Damen? Keinen Deut besser, eher noch schlimmer. Köstliche Momente, pralles Theaterleben. Doch die Akteure können auch anders: Mario Matthias' geschmeidige Regie dehnt die Zeit in den tragischen Passagen, die Schauspieler entwickeln in fast traumverlorenen Momenten eine höchst intensive Atmosphäre. Das ist beeindruckende Kunstfertigkeit, die die engagierten Amateure hier an den Tag legen.

Da braucht's dann auch keinen größeren äußeren Aufwand, der auf einer Spielfläche von wenigen Quadratmetern auch gar nicht herzustellen wäre. Sofa, Tisch und Stühle tun's, nur die Garderobe ist durchaus beachtlich. Bosheit und Tragik in schicken Kostümen – Oscar Wilde eben.

mko