„Die Schule der Frauen“ – Theater

Holzschnitt zu Molières „Schule der Frauen“

Arnolphe möchte sein Ziehkind Agnès hei­ra­ten. Zu die­sem Zweck hat er das jun­ge Mäd­chen in ei­nem Klos­ter, iso­liert von der Welt und ih­ren Ver­lo­ckun­gen, er­zie­hen las­sen. Er ist über­zeugt, daß nur ei­ne dum­me und ih­rem Mann ge­hor­sa­me Frau ei­ne treue Ehe­frau sein kann. Als er von ei­ner Rei­se zu­rück­kommt, er­fährt er von dem arg­lo­sen Mäd­chen, daß sie ei­nen jun­gen Mann ken­nen­ge­lernt hat, der sich of­fen­sicht­lich Hoff­nun­gen macht. Ho­race ahnt nicht, daß er mit ei­nem Ri­va­len um die Gunst sei­ner An­ge­be­te­ten spricht, als er Ar­nolphe bit­tet, für ihn den Braut­wer­ber zu spie­len. Die­ser wil­ligt zäh­ne­knir­schend ein, und je eifer­süch­ti­ger er wird, des­to mehr be­harrt Agnès auf ihrer Lie­be zu Ho­race. Der tot­ge­glaub­te Va­ter von Ho­race kehrt aus dem Aus­land heim, um sei­nen Sohn mit der Toch­ter En­ri­ques zu ver­hei­ra­ten. Zur all­ge­mei­nen Er­leich­te­rung stellt sich her­aus, daß Agnès – als Kind von ihrer Mut­ter zu ei­ner Frau aufs Land ge­ge­ben – eben die­se Toch­ter En­ri­ques ist. So steht den Plä­nen der Lie­ben­den nichts im We­ge, nur Ar­nolphe geht leer aus. (Quelle: http://www.sandra-ruettgers.de/froboess/seiten/theater/schule2.html)

Der Autor

Molière; Bild von http://ancre.chez.tiscali.fr/versailles/grands/moliere.html

Jean-Baptiste Poqueline, genannt Molière (1622-1673, Franzose) war Sohn eines königlichen Tapezierers, wurde in einem Jesuitenkolleg erzogen, wandte sich dann dem Rechtsstudium zu. 1643 gründete er eine Schauspielertruppe, mit der er viele Wanderreisen unternahm. Seit 1658 in Paris, wo der „Sonnenkönig“ die Truppe unterstützte. Schrieb zahlreiche Komödien.

Molières Komödien bestechen weniger durch ihre Handlungsführung als dadurch, daß in ihnen meist ein festumrissener Charakter dargestellt wird. Dieser Charakter wiederum ist nicht als mehr oder weniger zufälliger Einzelmensch aufgefaßt, sondern als Verkörperung einer bestimmten Untugend (Heuchelei, Geiz usw.) oder einer Zeitkrankheit (gelehrsame Frauen u.ä.). Um einen solchen sinnbildhaften Charakter von allen Seiten anstrahlen zu können und seine Wirkungen nach außen kenntlich zu machen, umgibt ihn Molière mit einer Fülle von - sagen wir einmal: „Klein-Charakteren“ und Einzelsituationen. Diese haben einerseits die Aufgabe, das Hauptcharakter-Bild zu rahmen und dadurch schärfer hervortreten zu lassen, andererseits ihm Entfaltungs- und Wirkungsmöglichkeiten zu geben.

(Quelle: Kulturbibliothek der klassischen Musik- und Theaterbibliothek, Schauspielführer. Florian-Noetzel-Verlag, Wilhelmshaven, 1986)

Die Aufführungen

Die Aufführungen fanden von Donnerstag, dem 15. Juli, bis Sonntag, dem 18. Juli 2004, jeweils um 20.00 Uhr in unserem Saal in der Glückstraße 3 statt.

Auf der Bühne, „Schule der Frauen“

Arnolf Klaus-Dieter Schuh
Agnès Irmgard Petzoldt
Horaz Tobias Dehm
Johann Stefan Schmid
Kathrine Dagmar Bittner
Chrysald Joachim Warner
Henrich Simon Göbels
Ein Notar Albrecht Petzoldt

Auf der Bühne, „Kritik der Frauenschule“

Uranie Dagmar Bittner
Elise Irmgard Petzoldt
Climene Denitsa Hristova
Dorant Stefan Schmid
Lysidas Florian Stadler
Galopin Albrecht Petzoldt

Hinter der Bühne

Regie Fabian Guillery
Souffleur Jonathan Schächtele
Technik Florian Stadler
Bühnenbau die Schauspieler

Die Erlanger Nachrichten brachten am 17. Juli 2004 im Kulturteil folgende Kritik:

Heftiges Scharwenzeln um die holde Maid Agnes

Theatergruppe der AMV Fridericiana hatte Premiere mit „Die Schule der Frauen“ – Spaßige Komik-Miniaturen

Es ist doch stets das Gleiche zwischen Männlein und Weiblein - Begehrlichkeiten, Zwistigkeiten, Missverständnisse, Streitereien sind an der Tagesordnung zwischen den Geschlechtern, ein Umstand, der schreibende Künstler ebenso zu Tragödien wie zu Komödien animiert.

Molière (1622-1673) beispielsweise hat aus dem immergrünen Stoff eine nachgerade klassische Komödie gestrickt: „Die Schule der Frauen“ ist die sprachlich feingliedrige, sehr subtil gezimmerte Geschichte eines Herrn in den besten Jahren, der sein junges Ziehkind heiraten möchte, das sich jedoch, von all dem nichts ahnend, in einen - natürlich weitaus jüngeren - Verehrer verliebt hat. Klar, dass es in einer Salon-Komödie erst zu allerlei Ränkespiele kommen muss, bevor sich schlussendlich alles findet. Aber natürlich ist dann auch hier einer der Dumme.

Sanft schnurrende Komik

Sehr unterhaltsam, wie die Theatergruppe der AMV Fridericiana derzeit dieses Stück mit seiner sanft schnurrenden Komik im Verbindungshaus präsentiert. Klaus-Dieter Schuh schultert - wie in den Vorjahren - einmal mehr die schwierige Hauptrolle mit ihrer eminenten Textlastigkeit und porträtiert einen berechnenden Macho-Hahnrei, der ganz schön leiden muss. Aber auch die verzweifelt-verschlagenen Momente gelingen ihm sehr ansehnlich. Irmgard Petzold gibt Agnes, das Subjekt der Begierde, überzeugend als naive Unschuld, die ihrerseits sehr genau weiß, was sie will, und die sehr klar auf ihrem Lebensglück beharrt.

Keine Komödie ohne komische Nebenfiguren: Hier sind dies Johann (Stefan Schmid) und Katrin (Dagmar Bittner), die Hausverwalter, die von der Regie in Komödienstadl-Klamotten gesteckt werden und dementsprechend agieren. Zum Lachen reizende Komik-Miniaturen, die hier auf die Bühne gebracht werden und die in trockenem Gestus prächtig „funktionieren“.

Also Schauspieler-Theater hatte Regisseur Fabian Guillery im Sinn und setzt auf verlässliche Akteure, die im karg-minimalistischen Bühnenbild die Verwirrungen des Herzens visualisieren. Und die Spielerei höret beinahe nimmer auf: In der Pause agieren dieselben Personen (in anderen Rollen) im Garten weiter und liefern in „Kritik der Schule der Frauen“ eine launige Replik auf das Vorausgegangene. Die Zuschauer haben Sektgläser in den Händen, die jungen Amateur-Schauspieler wandeln in gediegenen Roben von anno dunnemal. Gute Unterhaltung.

Manfred Koch

Bildchen vom Probenwochenende ... zum Vergrößern bitte anklicken

Regie Florian
Albi mit Hut Irmi
Arnolf